Im Michel nahmen Familie und Freunde Abschied von der Schauspielerin Witta Pohl. Die Trauerfeier bewegte alle, die dabei waren, tief.

Neustadt. Es ist unmöglich, in nur einem einzigen Satz ein ganzes Leben zu erfassen. In all seinen Facetten, mit all seinen Widersprüchen. Doch da ist dieses eine Zitat, das wie kein zweites beschreibt, was das Leben der Witta Pohl ausmachte. "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es." Der Satz stammt von Erich Kästner und er fasst die Philosophie der Hamburgerin, die am 4. April im Universitätsklinikum Eppendorf im Alter von 73 Jahren ihrer schweren Leukämieerkrankung erlegen war, zusammen. Nicht zufällig wurde Erich Kästner mit diesem Ausspruch gestern zitiert, beim Trauergottesdienst im Michel, wo Verwandte und Freunde von der Schauspielerin - legendär als couragierte Mutter in "Diese Drombuschs" - Abschied nahmen.

Viele waren gekommen. Weggefährten, Kollegen, ihre fünf Geschwister und ihre Kinder Florian und Stefanie. Sie betraten die Kirche gemeinsam mit ihrem Vater, dem sichtlich bewegten Schauspieler Charles Brauer. Mit ihm war Witta Pohl von 1966 bis 1976 verheiratet. Auch zahlreiche Fans wollten ein letztes Mal für die Frau da sein, die davon getrieben war, sich für andere einzusetzen: Ihr Hilfsverein "Kinderluftbrücke" war ihre persönliche Mission.

Pastellfarbener Rosenschmuck bedeckte den schlichten Holzsarg, daneben war ein Porträtfoto Witta Pohls aufgestellt. "Aus meinem Herzen kommst du nicht raus", stand auf einem der Kränze. Die Erinnerung an sie wird bleiben, bei allen Trauergästen. Hans-Peter Korff, ihr Serienehemann aus "Diese Drombuschs", sprach etwa von einem "starken Gefühl der Vertrautheit". Er habe ihre Resolutheit bewundert, ihre Durchsetzungskraft. Dagmar Berghoff, eng mit der Schauspielerin befreundet, beschrieb sie als "warmherzigen Menschen", den die Arbeit für benachteiligte Kinder "aufgefressen" habe. "Mit Leib und Seele war sie dabei." Und doch, so Berghoff, "ist sie etwas einsam gewesen, kein durch und durch fröhlicher Mensch". Als "sehr herzlich und bescheiden" würdigte Schauspielerin Marion Kracht, die ebenfalls einst mit Witta Pohl für "Diese Drombuschs" vor der Kamera stand, die Verstorbene. "Vielleicht war sie gar nicht so stark, wie man dachte. Sie hat viel gezweifelt an sich und den Dingen in der Welt."

Einen Pakt habe sie geschlossen, sagte Pastorin Elisabeth Fischer-Waubke in ihrer Ansprache. "Mit dem lieben Gott, um anderen zu helfen." Allerdings: Obwohl sie sich über drei Jahrzehnte öffentlich für benachteiligte Kinder einsetzte, blieb die Privatperson Witta Pohl allen doch immer ein Stück weit verschlossen.

"Sie hat manches in ihrem Herzen für sich behalten." Neben Heinz Ungureit, früherer Hauptredaktionsleiter Fernsehspiel und Film des ZDF, berichtete Ingeborg Scheffler über ihre Zeit mit der Darstellerin. Gemeinsam hatten sie vor zwanzig Jahren die Hilfsorganisation "Kinderluftbrücke" aufgebaut. "Danke, dass wir Teil deines Lebens sein durften", sagte sie. "Wir werden dein Lebenswerk weiterführen." Für die Familie ergriff Diethart Breipohl, Bruder der Verstorbenen, das Wort. "Du bist in ein anderes Land aufgebrochen, aber uns bleiben Erinnerungen und die Verbundenheit untereinander. Witta, du fehlst uns. Der liebe Gott möge seine schützende Hand über dich halten." Die Kinder bedankten sich in einer Mitteilung für die große Anteilnahme: "So schmerzlich der Verlust unserer Mutter für uns und die ganze Familie ist, so sehr haben uns die vielen tröstenden Worte geholfen, die schwere Zeit bis jetzt zu überstehen. Witta muss gespürt haben, wie sehr sie nicht nur von uns geliebt und geachtet wurde."

Nach dem Gottesdienst zog sich die Familie zurück. In den kommenden Tagen soll Witta Pohl dann im engsten Kreise auf dem Ohlsdorfer Friedhof, neben dem Grab ihrer Mutter, beigesetzt werden.

Erich Kästner hat recht behalten. Es gibt etwas Gutes. Weil Witta Pohl etwas getan hat.