Berlin. Uwe Kockisch ist nackt. Also nicht gänzlich nackt. Aber er hat sein Markenzeichen geopfert: den Bart. Und plötzlich wirkt er schmaler, älter, zerbrechlicher. In dem MDR-Mehrteiler "Weißensee" spielt er die Hauptrolle des Stasi-Offiziers Hans Kupfer. Gedreht wird der Sechsteiler derzeit in Berlin, unter anderem im ehemaligen Gefängnis Hohenschönhausen und in der einstigen Stasi-Zentrale, der heutigen Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße. An seiner Seite: Katrin Saß. Sie spielt die Sängerin, die von der Stasi observiert wird.

Für beide Schauspieler, die es einst selbst mit der Stasi zu tun bekommen haben, ist es befremdlich, in "Weißensee" mitzuwirken. Wieder zu sehen, wie die DDR bis in kleinste Requisiten zurückgeholt wird. Und die DDR wird hier nicht rekonstruiert, um einen Schock zu verhindern, sondern um den Schock zu zeigen. Wie es war.

"Weißensee" ist der erste Fernsehmehrteiler, der eine beziehungsweise zwei Familiengeschichten im real existierenden Sozialismus erzählt. Mit all seinen Lausch-, Überwachungs- und Unterdrückungsmethoden. Erzählt wird von einer "Täter"-Familie, die des Herrn Kupfer, und einer "Opfer"-Familie, die der Sängerin Dunja Haussmann. Beide Familien sind schicksalhaft verbunden. Nicht nur durch eine alte Liebesaffäre. Der jüngste Spross von Kupfer (Florian Lukas) verliebt sich auch noch in die Tochter der Opponentin (Hannah Herzsprung), die womöglich seine Halbschwester ist.

Produziert wird "Weißensee" von Regina Ziegler, die auch die Idee zu dieser Serie hatte. Ziegler - in New York gerade mit einem Emmy für ihre TV-Produktion "Die Wölfe" ausgezeichnet - hat immer gerne "Diese Drombuschs" gesehen. Jetzt dreht sie so etwas wie die "Drombuschs in der Stasi-Zeit". Sie hat dafür die Drehbuchautorin Annette Hess ("Die Frau am Checkpoint Charlie") begeistern können - und schließlich auch den MDR. Als Regisseur konnte sie wieder Friedemann Fromm gewinnen. Gedreht werden nun bis sechs Folgen à 45 Minuten, die im Herbst 2010 ausgestrahlt werden. Am Dienstagabend. Das findet Ziegler selber mutig. Aber das, propagiert sie, "ist die Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Fernsehens: solche Stoffe aufzugreifen und zur besten Sendezeit auszustrahlen".