Es fühlt sich an, als ob ein schweres Gewicht auf die Brust drückt oder ein Gürtel den Brustkorb einschnürt, das Atmen fällt schwer. Das sind die Symptome einer Angina Pectoris, einer Erkrankung der Herzkranzgefäße. Manche Patienten haben auch Hals- oder Rückenschmerzen. "All diese Beschwerden treten zum Beispiel beim Treppensteigen auf", sagt Prof. Hermann Reichenspurner, 51, Direktor des Universitären Herzzentrums am Universitätsklinikum Eppendorf.

Ursache sind immer Verengungen der Herzkranzgefäße. Sie entstehen durch Ablagerungen von Fett in der Wand der Arterie. An dieser Stelle wird das Blutgefäß durch Verkalkungen und Bildung von Blutgerinnseln immer enger. Der Teil des Herzmuskels, der von diesen Gefäßen versorgt wird, erhält nicht mehr genügend Sauerstoff, die Symptome treten bei immer geringeren körperlichen Belastungen auf und schließlich auch in Ruhe. Ist eine Arterie komplett verschlossen, kommt es zum Herzinfarkt: Der Patient hat plötzlich starke Schmerzen in der Brust, Luftnot und Schweißausbrüche. Er klagt über Übelkeit und starke Angst.

Hochgradige Verengungen und Verschlüsse der Herzkranzgefäße können lebensbedrohlich werden: Laut aktuellem Herzbericht 2009 wurden 2008 in Hamburg 196 von 100 000 Einwohnern wegen eines Herzinfarktes im Krankenhaus behandelt, 1053 Menschen starben daran. Wegen Erkrankungen des Herzens, bei denen der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, wurden 2008 in Hamburg 570 von 100 000 Einwohnern stationär behandelt, 1223 starben an der Erkrankung.

Diagnostik und Therapie hängen vom Ausmaß der Durchblutungsstörung ab

Ein hohes Risiko für die Erkrankung der Herzgefäße und den Herzinfarkt haben Diabetiker, Menschen, bei denen in der Familie eine solche Erkrankung aufgetreten ist, Raucher, Übergewichtige und Patienten mit Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Diagnostik und Therapie hängen davon ab, wie ausgeprägt die Durchblutungsstörungen des Herzens sind. Bei einem akuten Herzinfarkt sollte man sofort unter 112 einen Rettungswagen rufen, der den Patienten in die nächste geeignete Klinik bringt.

"Wenn es sich um erste Anzeichen einer Angina Pectoris handelt, sollte man sich von einem Kardiologen untersuchen lassen", sagt Reichenspurner. Der Facharzt für Herzerkrankungen führt dann ein Belastungs-EKG durch. Finden sich Hinweise auf Durchblutungsstörungen am Herzen, muss man die Herzkranzgefäße darstellen, um Ort und Grad der Einengungen genauer zu beurteilen. Dafür gibt es zwei Verfahren: das Legen eines Herzkatheters, der von der Leiste aus bis in die Herzkranzgefäße vorschoben wird. "Das ist ein Verfahren, das fünf bis zehn Minuten dauert", sagt Reichenspurner. Eine neue Methode zur Darstellung der Herzkranzgefäße ist das Computertomogramm, das Cardio-CT. "Wenn das CT Auffälligkeiten zeigt, ist zur Beurteilung der Engstellen eine Herzkatheteruntersuchung nötig."

Die Therapie der Verengungen hängt davon ab, ob alle Herzkranzgefäße betroffen sind oder nur eines oder zwei und ob der Patient Beschwerden hat. "Es hat sich herausgestellt, dass eine Behandlung nur dann von Vorteil für den Patienten ist, wenn er auch Beschwerden hat", so Reichenspurner. Einen Patienten, der unter Beschwerden und mittelgradigen Engstellen leidet, würde man mit Medikamenten behandeln, die die Herzkranzgefäße etwas aufweiten. Bei hochgradigen Einengungen entscheidet die Lokalisation über die Therapie. "Wenn nur ein oder zwei Gefäße betroffen sind, ist das Verfahren der Wahl heute der Herzkatheter und das Einsetzen eines Stents. Wenn sich Einengungen an allen drei Herzkranzgefäßen finden oder der Hauptstamm der linken Arterie betroffen ist, aus dem die vordere und seitliche Arterie entspringen, sollte gemeinsam mit Herzchirurgen und Kardiologen das für den Patienten beste Verfahren besprochen werden", sagt Reichenspurner.

Fällt die Entscheidung für eine Bypass-OP, wird der Patient dabei entweder an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen oder am schlagenden Herzen operiert. Letzteres kommt vor allem für ältere Patienten infrage, die aufgrund von Vorerkrankungen schon ein höheres Komplikationsrisiko haben. Als Bypass werden bei Patienten, die jünger als 75 Jahre alt sind, Arterien aus der Brustwand oder den Armen verwendet. Bei Patienten, die älter sind, werden Venen aus dem Bein meist komplett endoskopisch entfernt, außer wenn sie Krampfadern haben.

Nach der Bypass-OP muss der Patient eine Woche in der Klinik bleiben

Eine Bypass-Operation dauert etwa vier Stunden. Wenn für alle drei Arterien Bypässe gelegt werden müssen, ist ein Hautschnitt von etwa 20 Zentimeter Länge in der Mitte des Brustkorbs nötig. Ist nur eine Arterie betroffen, reicht meist auch ein Schnitt von sechs Zentimetern seitlich am Brustkorb. Der Patient muss nach der OP etwa eine Woche im Krankenhaus bleiben, geht dann drei Wochen in die Reha und ist nach sechs Wochen wieder fit.

Das Risiko, dass sich in Bypässen erneut Verengungen bilden, ist in arteriellen Umgehungskreisläufen geringer als in venösen. "Je nachdem, welche Arterie verwendet wurde, liegt das Risiko eines erneuten Verschlusses nach zehn Jahren zwischen fünf und zehn Prozent. Bei venösen Bypässen liegt es nach zehn Jahren zwischen 25 und 30 Prozent", sagt Reichenspurner.

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