Interview mit Prof. Karl-Heinz Kuck über die Möglichkeiten und Chancen der Stenttherapie

Prof. Karl-Heinz Kuck, 58, ist Chefarzt der Abteilung für Kardiologie im Herz-, Gefäß- und Diabetes-Zentrum an der Asklepios-Klinik St. Georg.

Hamburger Abendblatt:

Wann setzen Sie einem Patienten einen Stent ein?

Prof. Karl-Heinz Kuck:

Wenn eine Verengung in den Herzkranzgefäßen mit einem Ballonkatheter aufgedehnt wird, implantieren wir anschließend einen Stent.

Wie wird das genau gemacht?

Kuck:

Nach einer örtlichen Betäubung punktieren wir die Arterie in der Leiste oder am Handgelenk und führen über einen Draht einen Katheter durch die Hauptschlagader bis zum Herzen. Dann schieben wir einen feinen dünnen Draht in die Herzkranzarterie vor, über die Verengung hinaus. Über diesen Draht wird der Ballonkatheter geschoben, das Gefäß an der verengten Stelle aufgedehnt und anschließend der Stent implantiert. Er sitzt zusammengefaltet auf dem Ballon und wird durch die Ballonaufdehnung entfaltet und in die Gefäßwand gedrückt.

Wann verwenden Sie Stents, die mit Medikamenten beschichtet sind, die eine erneute Verengung verhindern sollen?

Kuck:

Beschichtete Stents sollten verwendet werden, wenn der Innendurchmesser des Blutgefäßes (Lumen) kleiner als drei Millimeter ist und die Verengung länger als 18 Millimeter. Auch Patienten, die Risikofaktoren für die koronare Herzerkrankung haben oder Verengungen an mehreren Herzkranzgefäßen, sollten so behandelt werden.

Wann ist ein Stent sinnvoll und wann eine Bypass-Operation?

Kuck:

Es ist unstrittig, dass Verengungen am Hauptstamm der linken Herzkranzarterie und die Erkrankung aller drei Herzkranzgefäße in die Hand eines Chirurgen gehören, wenn sie sehr langstreckig und mit extremen Verkalkungen verbunden sind. Aber wenn es sich um umschriebene kurzstreckige Verengungen in drei Gefäßen handelt, die jede für sich gut mit einem Stent zu versorgen ist, spricht nichts gegen Stents.

Wie lang ist der Klinikaufenthalt?

Kuck:

Der Eingriff dauert pro Verengung etwa 15 Minuten. Für die Stent-Implantation muss der Patient eine Nacht bleiben, weil sich an der aufgedehnten Stelle des Gefäßes trotz Medikamenten Blutgerinnsel bilden können, die zum akuten Gefäßverschluss führen können. Nach den ersten 24 Stunden ist diese Gefahr deutlich geringer. Aber auch nach zwölf Monaten besteht noch zu einem Prozent das Risiko einer Stentthrombose.

Welche Komplikationen können noch auftreten?

Kuck:

Am meisten gefürchtet ist der akute Gefäßverschluss, der entstehen kann, wenn man den Katheter nicht im Lumen des Blutgefäßes vorschiebt, sondern versehentlich zwischen den Schichten der Gefäßwand. Selten ist der Gefäßeinriss, der zur Blutung führen kann. Durch die Punktion kann es zu Blutungen in der Leiste kommen, zum Aneurysma, einer Aussackung in dem punktierten Gefäß, oder zu einer Kurzschlussverbindung zwischen Arterie und Vene. Diese Komplikationsraten liegen zwischen ein und zwei Prozent; wir können sie aber meist ohne OP korrigieren. Außerdem kann es, wenn man den Herzkatheter von der Leiste zum Herzen führt, zum Schlaganfall kommen. Dieses Risiko liegt bei 0,5 Prozent.