Hotels und Gaststätten in Hamburg freuen sich über höhere Umsätze. Wirte verkaufen die etwa 10.000 gebrauchten WM-Fernseher an ihre Gäste.

Hamburg. Als der Mai in diesem Jahr ein Teil des Winters sein wollte, fiel es schwer zu glauben, dass es im Juni - mit dem Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft - plötzlich wieder da ist, das Gefühl der sommerlichen Leichtigkeit. Eine kleine Renaissance des Sommermärchens 2006 war die WM, weil sich nicht nur das meteorologische Blatt wendete, sondern auch Gastronomie, Handel und Tourismus positive Zahlen schrieben. Begünstigt vom Wetter, ergötzte sich die Stadt am sportlichen Großereignis in Südafrika - besser: an seiner Übertragung in Restaurants, am Verkauf von Fahnen und Trikots, an einer Mehrzahl von Gästen. Nun ist die WM Geschichte , Deutschland mit einem 3. Platz zumindest Weltmeister der Herzen. Bleiben die Fragen: Wie hat Hamburg profitiert? Und: Wohin mit den Fernsehern?

Diese Frage lässt sich schnell klären. Schätzungsweise 10.000 Apparate suchen laut Jens Stacklies, Vizepräsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Hamburg, einen neuen Besitzer. Die Bildschirme wurden vor und während der WM von Gastronomen gekauft, nun verhökern sie den Großteil wieder. "Wir haben 24 Stück zu einem Superpreis eingekauft, die alle auch schon wieder an Freunde, Bekannte und Nachbarn verkauft sind", sagt Harry Woltmann, geschäftsführender Inhaber der Beach-Clubs Hamburg del Mar und Wedel 28 Grad. Deshalb sei durch die Fernseher keine Verluste entstanden. Im Gegenteil: "Während der WM haben wir gute Geschäfte gemacht." Ähnliches Bild am Süllberg: "Unsere 25 Fernseher können für 399 Euro gekauft werden", sagt Sandra Allgayer, Assistentin der Geschäftsführung. Schon jetzt gebe es Anfragen - noch seien nicht alle Geräte verkauft.

Im Herzblut auf St. Pauli wurde ebenfalls gekauft. Es war billiger als mieten", sagt Geschäftsführer Dirk Kreuzer. Bis zu 20 Prozent mehr Umsatz hätten die Geräte gebracht, nach der WM werden sie eingelagert. Auch laut Kap-Pauli-Sprecherin Katharina Linke sei das Geschäft im Biergarten am Spielbudenplatz super gelaufen. 20 Fernsehgeräte, in Kooperation mit der Projektor AG angeschafft, werden nach Ende der Weltmeisterschaft zurückgegeben, hätten aber eine Menge Publikum und Geschäft gebracht. Gar nicht zufrieden sei dagegen Strand-Pauli-Geschäftsführerin Claudia Hauswedell-Glaser. 16 Fernseher, die jetzt eingelagert werden, hätten die Hoffnung auf Umsatzsteigerungen nicht erfüllt.

"Vor allem für Lokale mit Außenflächen ist die WM gut gelaufen", sagt Dehoga-Vize Jens Stacklies. Zehn bis 20 Prozent mehr Umsatz hätten die Übertragungen in die Gastronomie-Kassen gespült. "Und auch die Elektronikmärkte in Hamburg dürften Gewinne gemacht haben." Wenn jetzt das Wetter mitspiele, habe er keine Befürchtungen, dass das Gastronomiegeschäft nach der WM einbreche: "Klar sind sportliche Großereignisse für uns Impulsgeber. Gerade die WM war ein Gewinn mit mehr Gästen und Touristen." Viele Mecklenburger, Schleswig-Holsteiner oder Niedersachsen reisten Spiele an. Doch auch die Buchungen für den Herbst seien vielversprechend. Zudem nähren erwartbare Tagestrips von Nord- und Ostseeurlaubern die Hoffnung, dass auch der restliche Sommer ein Erfolg werde.

Fahnen-Fleck-Geschäftsleiterin Birgit Born-Neubert hat am Neuen Wall ebenfalls einen WM-Aufschwung ausgemacht: 3000 Fahnen und WM-Artikel gingen im Juni über den Tresen, ein Umsatzplus von 25 Prozent. Allein bei Fahnen stieg der Absatz um 30 Prozent. "Es ist super gelaufen. Ähnlich wie 2006, selbst wenn wir beim Fahnenverkauf mittlerweile Konkurrenz von Tankstellen und Kiosken bekommen haben." Besonders zu Beginn der Weltmeisterschaft habe das Geschäft gebrummt, später ebbte das Interesse ab.

Apropos Fan-Utensilien: Frauen tragen neuerdings Fußballtrikots. Die Leibchen sind schlanker geschnitten und erfreuen so auch die modebewusste Frau. Und weil sich die Trikotage auch bei Männern ungebrochen hoher Beliebtheit erfreut, führte der Run auf die Oberbekleidung teilweise zu Lieferengpässen, wie Marion Siegle, Sprecherin bei Sportcheck, sagt: "Wir haben bundesweit mehr als 2006 verkauft." In der ersten Woche lag der Absatz - auch in Hamburg - 50 Prozent über dem Niveau von vor vier Jahren.

Auch touristisch hat Hamburg profitiert. Nach Schätzung der Hamburg Tourismus GmbH haben etwa 500 000 Besucher pro Tag im Juni die Stadt besucht. Daraus ergäben sich mehr als 15 Millionen Übernachtungs- und Tagesgäste. Eine positive Entwicklung, die zu einem nicht unerheblichen Teil der WM zugeschrieben wird. Deshalb wird wohl das Plus im bisherigen Jahr von 7,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit dem Juni noch mal gesteigert werden. Hamburg kann also anstimmen: So sehen Sieger aus.