Harburger Helfer von DRK und Johannitern sorgen auf dem Heiligengeistfeld für die Gesundheit der Fußballfreunde

Harburg. 9 Uhr auf dem Heiligengeistfeld in St. Pauli: In sengender Sonne bei 27 Grad bauen die DRK-Helfer Leo Tonert, 52, Valeri Fast, 32, und Axel von Salomon, 45, ein weiteres Notfallzelt auf der Fußball-Fanmeile neben der Abendblatt-Family-Tribüne auf. "Jetzt ist es noch ruhig, aber morgen kommen hier 70 000 Zuschauer her. Dann haben wir wieder viel zu tun", so Salomon.

Da beim vergangenen Deutschland-Spiel Personal nachgeordert werden musste, sind es jetzt 100 Sanitäter von DRK und Johannitern, die für in Not geratene Fans bereit stehen. Auch Notärzte sind dabei. "Die werden auch gebraucht", so Salomon. Denn es wird heiß. Sehr heiß. "Bei Temperaturen um die 35 Grad bekommen viele Leute Probleme mit ihrem Kreislauf. Die klappen dann einfach zusammen", so Salomon.

Kunststück sei es dann, den Patienten aus den jubelnden Massen herauszuziehen. "Da muss man schon ganz schön resolut sein und sich Gehör verschaffen", sagt Julian Jungjohann, 20, einer der acht Johanniter-Rettungssanitäter aus Harburg. In Trupps von vier oder fünf Mann trauen sich die Helfer ins Getümmel. Unterstützt werden sie von Kräften der Freiwilligen und der Berufsfeuerwehr.

"Wir haben Rucksäcke mit. Da sind unter anderem Verbandsmaterial, ein Defibrillator, Beatmungsbeutel sowie Pflaster drin", so Jungjohann. Er ist zum zweiten Mal beim Public Viewing auf dem Heiligengeistfeld dabei. "Auch wir müssen darauf achten, dass wir genug Wasser trinken, um durchzuhalten", sagt er. Und auf Sonnenschutz. "Einige Besucher unterschätzen die Sonne und werden hier mit bösen Verbrennungen oder -stichen hergebracht", berichtet DRK-Helfer Salomon.

Im klimatisierten DRK-Notfallcontainer finden sich daher unter anderem auch Coolpacks und Brandsalbe. Wenn Erste Hilfe nicht ausreicht, fahren Jungjohann und seine Kollegen die Patienten mit einem der fünf Rettungswagen ins Krankenhaus.

"Das Hauptproblem hier ist der Alkohol. Viele junge Fußballfans kommen schon mit einigen Promille im Blut hierher. Die fallen dann als erste um", sagt Salomon. Er hat schon viel Erfahrungen bei großen Fußballfeten gesammelt, war bei der WM 2006 im Volksparkstadion als dabei und half bei der EM 2008, die kreislaufgeschwächten Fußballfanatiker zu verarzten. Er weiß genau, was vor Ort gebraucht wird. Nicht nur bei den Deutschland-Spielen ist das DRK-Team vor Ort. Seit dem 11. Juni sind die Sanitäter jeden Tag auf dem Heiligengeistfeld.

Salomon:"Mal kommen 500 Besucher, mal 2000 oder zu den Wochenende auch 8000. Das ist verschieden." Stunden vor Öffnung des mit sogenannten "Wellenreitern" - stabilen, mobilen Zaunelementen - eingegitterten Areals ist er beim DRK-Container, um die Vorräte aufzustocken. Heute fehlen noch Verbandsmaterial und Wasserkanister. Salomon: "Einige Fans kommen mit völlig ungeeignetem Schuhwerk wie Flipflops oder Highheels hierher." Wie viel umgeknickte Füße er richten musste und wie viele Blasen er verbunden hat, weiß er schon nicht mehr.

Viel Zeit zum Fußballgucken haben Salomon und Jungjohann nicht. "Das ist Stress pur. Kaum haben wir einen verarztet, kommt der Trupp mit dem nächsten Verletzten. Das geht Schlag auf Schlag", so Jungjohann. Das DRK hat Getränke, Snacks und Warmverpflegung für die Helfer organisiert. Jungjohann und die andere Johanniter dürfen sich mit Essensbons von den Ständen auf der Fanmeile etwas Leckeres holen.

Salomons Tipp fürs Deutschland-Spiel gegen Argentinien: "Schwierig. Beide Mannschaften sind gut. Ich denke, es läuft auf ein 1:0 heraus. Entweder für die einen oder für die anderen."

Jungjohann, der nach seiner Nachtschicht bei der Rettungssanitäterstation in Bergedorf erst einmal wieder fit für den heutigen Einsatz werden muss, ist sich sicher, dass Deutschland gewinnt. "Ganz klar, 3:2."

Damit die Fans ein ungetrübtes Fußballfest erleben, geben Jungjohann und Salomon Tipps: "Festes Schuhwerk, ein paar Stücke Obst und eine Literflasche Wasser schützen vor Austrocknung und Kreislaufschwäche. Gegen ein kühles Bier und eine Bratwurst ist nichts einzuwenden, solange die anderen Mahlzeiten vollwertig sind und über den Tag verteilt immer wieder Wasser getrunken wird. Die meisten Fans sind stundenlang auf den Beinen, laufen und tanzen ausgelassen - und vergessen völlig ihre Gesundheit."