Schiffe kommen fast nie mit maximalem Tiefgang nach Hamburg. Umweltverbände fordern Prüfung von Alternativen wie eine Hafenkooperation.

Die Umweltverbände BUND und WWF werfen den Planern der Elbvertiefung vor, Alternativen wie eine norddeutsche Hafenkooperation nicht ausreichend geprüft zu haben. Die Wasser- und Schifffahrtsdirektion des Bundes und die Hamburger Wirtschaftsbehörde gingen in ihren Plänen selbst davon aus, dass die großen Containerschiffe ihren Maximaltiefgang so gut wie nie erreichen, kritisierte BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch. Im Schnitt kämen sie mit 0,5 bis 1,5 Meter weniger Tiefgang aus, daher sei die Elbvertiefung mindestens teilweise überflüssig.

Tatsächlich werde der Maximaltiefgang von Großcontainerschiffen, "wenn überhaupt, nur in Ausnahmefällen erreicht, da die Schiffe ihre Tragfähigkeit nur selten zu 100 Prozent ausnutzen", heißt es in einer offiziellen Planunterlage, die dem Abendblatt vorliegt. BUND und WWF fordern in ihrer offiziellen Stellungnahme zu dem Projekt daher, diesen Aspekt stärker zu berücksichtigen. Hinzu komme, dass durch eine Geschwindigkeitsbegrenzung für die Schiffe deren Tiefgang um weitere 40 Zentimeter verringert werden könne - weil ein Schiff umso tiefer im Wasser liegt, je schneller es fährt.

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Jörg Oellerich, Projektplaner bei Hamburg Port Authority (HPA), wies diese Argumente zurück. "Große Containerschiffe müssten auf der Elbe mindestens mit neun bis zwölf Knoten unterwegs sein, um manövrierfähig zu bleiben", sagte er dem Abendblatt. Und bei der Ausbaggerung der Elbe sei bereits berücksichtigt, dass der Maximaltiefgang selten ausgenutzt werde. So gebe es zwar Containerfrachter mit bis zu 16 Meter Tiefgang, dennoch werde die Elbe nur so vertieft, dass Schiffe mit bis zu 14,50 Meter Tiefgang Hamburg tideabhängig verlassen können.

Dass der Fluss stellenweise sogar auf 19 Meter vertieft wird, wie BUND und WWF kritisieren, habe mehrere Gründe, sagte Oellerich: Die 19 Meter bezögen sich auf Normalnull (NN), nicht auf das mittlere Tidewasser, das 1,40 bis 1,80 Meter niedriger liege. Tatsächlich werde das Wasser also nur 17,20 bis 17,60 Meter tief sein. Damit blieben für die dicksten Pötte etwa zwei Meter Wasser unterm Kiel. Das sei auch nötig, da es Baggertoleranzen und Schwankungen im Salzgehalt des Wassers (der den Tiefgang beeinflusst) gebe, und bei bestimmten Windlagen das Wasser aus der Elbe gedrückt werde.

Die Elbvertiefung wird seit Jahren verzögert, zuletzt im Frühjahr. Seitdem heißt es, im Herbst werde der "Entwurf des Planfeststellungsbeschlusses" vorliegen. Ob Niedersachsen dem zustimmen wird, ist offen. Ministerpräsident David McAllister (CDU) steht eher auf der Seite der Bedenkenträger hinsichtlich der Deichsicherheit. Und die Umweltverbände haben Klagen angekündigt. Sie rechnen mit verheerenden Folgen für die Natur und verweisen auf den Bau des Tiefwasserhafens in Wilhelmshaven, dem Hamburg unnötig Konkurrenz mache. Die Wirtschaftsbehörde rechnet dennoch damit, das 400-Millionen-Euro-Projekt 2013 abzuschließen.