Eine Expertendiskussion über Sicherungsverwahrte beruhigt die Jenfelder kaum. Die Anwohner und Nachbarn protestieren seit Wochen.

Hamburg. "Bürger in Angst - Justiz in Not?" Mit einer Podiumsdiskussion im Ziviljustizgebäude am Sievekingplatz hat der Hamburgische Richterverein die Debatte über die Entlassung von Sicherungsverwahrten und deren Unterbringung aufgegriffen. Drei ehemalige Sicherungsverwahrte leben in einem Haus in Jenfeld. Anwohner und Nachbarn, die seit Wochen gegen die Unterbringung protestieren, machten ihrem Zorn bei der Diskussion Luft.

Als Justizstaatsrat Ralf Kleindiek von einer "guten Lösung" sprach, wurde es spürbar unruhig. "Nach Einbruch der Dunkelheit geht keiner mehr allein los", sagte ein Anwohner. "Meine zwölfjährige Tochter hat Angst. Was ist so toll an diesem Standort?", rief ein aufgebrachter Vater. Rechtsanwältin und CDU-Justizpolitikerin Viviane Spethmann erntete Beifall, als sie forderte, der Senat solle nach Alternativen suchen.

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Maj Zscherpe, Richterin am Landgericht, gab zu, dass sich die Justiz tatsächlich in Not befinde, weil die Rechtslage nun einmal die Entlassung von Sicherungsverwahrten unter bestimmten Voraussetzungen verlange. Trotzdem forderte sie mehr Vertrauen in die Rechtsprechung. Der "Spiegel"-Journalist Thomas Darnstädt sieht in Hamburg ein schlechtes Beispiel für den Umgang mit Ex-Sicherungsverwahrten, unter anderem weil die Öffentlichkeit über deren Entlassung informiert worden war.

Wenig beruhigend auf die Zuhörer wirkte der Vergleich von Guntram Knecht, Chefarzt der forensischen Psychiatrie der Asklepios-Klinik Nord, dass auch bei Flugreisen ein Restrisiko zum Absturz bestehe: "Zu 100 Prozent sicher ist man nie." Ein Anwohner: "Das Restrisiko tragen wir. Aber wieso nur wir?" Die Antwort blieb aus.