Der Standort Stellingen wird Ende März aufgegeben. Der Senat zwingt die Verwaltungen zum Sparen. Vollständige Aufgabe des Rathauses steht nicht an.

Stellingen. Die Sparvorgaben des Senats haben weitreichende Folgen für den Bürgerservice. Als erster Bezirk hat Eimsbüttel jetzt die Schließung eines Kundenzentrums beschlossen. Vom 28. März dieses Jahres an wird der Standort Stellingen am Dasselweg aufgegeben. Alle sieben Bezirke arbeiten zurzeit im Auftrag der Finanzbehörde daran, die insgesamt 21 Kundenzentren zu optimieren. Wie viele von einer möglichen Schließung betroffen sein werden, ist noch nicht klar.

Dass der Standort in Stellingen aufgegeben wird, war immer mal wieder im Gespräch. Nun ist es beschlossene Sache. Stellinger, die beispielsweise ihren Personalausweis verlängern oder sich ummelden wollen, müssen von Ende März an die vom Rathaus Stellingen nach Angaben des Bezirksamts jeweils rund vier Kilometer entfernten Kundenzentren in Lokstedt (Garstedter Weg) oder Eimsbüttel (Grindelberg) aufsuchen. Der Grund für die Schließung: Es gibt zu wenig Personal, während gleichzeitig die Anforderungen an den neuen Personalausweis gestiegen seien. "Wir haben uns die Entscheidung wahrlich nicht leicht gemacht. Letztlich ist der ausschlaggebende Punkt, dass wir den Bürgern vor Ort keinen verlässlichen Service bieten können", sagt Bezirksamtschef Torsten Sevecke. In den vergangenen zwölf Monaten konnte das Kundenzentrum Stellingen an 22 Tagen nicht in vollem Umfang arbeiten: Die Wartemarkenausgabe musste lange vor dem Ende der Sprechzeit eingestellt werden, weil der Kundenandrang für das wenige Personal zu hoch war. 38 000 Hamburger suchen seit 2005 jedes Jahr das Stellinger Kundenzentrum auf. Erst im vergangenen Sommer war es drei Monate lang geschlossen, weil zwei der sechs Sachbearbeiter für längere Zeit krankgeschrieben waren. Durchschnittlich ein Mitarbeiter falle immer aus, sagt Bezirksamtssprecher Stephan Glunz. "Ein verlässlicher Betrieb ist auf diese Weise unmöglich." Finanzielle Mittel für mehr Personal bekomme der Bezirk vom Senat allerdings nicht.

Dienstleistungen

Kundenzentrum Eimsbüttel vorübergehend geschlossen

Das Bezirksamt plant nun, die sechs Stellinger Mitarbeiter auf die beiden verbleibenden Standorte am Garstedter Weg und am Grindelberg zu verteilen. Zudem werde der Standort am Grindelberg vergrößert. Sevecke: "Mit der Verstärkung der Kundenzentren in Eimsbüttel und Lokstedt durch die Mitarbeiter aus Stellingen bieten wir hier zukünftig zwei stabile, verlässliche Kundenzentren." Im Stellinger Rathaus bleiben weiterhin das Soziale Dienstleistungszentrum und die für die Region Stellingen/Eidelstedt zuständige Abteilung des Fachamtes Jugend- und Familienhilfe. Zudem wird die Regionalbeauftragte für die Region Stellingen/Eidelstedt/Lokstedt dort ihren Sitz haben. Die Verwaltung prüft, ob weitere Einrichtungen ihre Leistungen dort anbieten können. "Die vollständige Aufgabe des Hauses steht nicht zur Diskussion", so Stephan Glunz. Durch die Schließung wird allerdings zunächst gar kein Geld gespart, wie Glunz einräumte. Wegen eines längerfristigen Vertrags muss die Miete weiter gezahlt werden, und das Personal wird übernommen.

Dem endgültigen Beschluss vorausgegangen war eine Diskussion im Hauptausschuss gestern Abend. Michael Westenberger, CDU-Fraktionsvorsitzender im Bezirk: "Es ist widersinnig, das Kundenzentrum zu schließen. Gerade Stellingen und Eidelstedt tragen derzeit eine große Verantwortung für die Wachsende Stadt. In den kommenden Jahren sollen sich nach Vorstellungen des SPD-Senats mehrere Tausend neue Bürgerinnen und Bürger in Stellingen und Eidelstedt ansiedeln." Nicht berücksichtigt würden auch die Lasten, die Stellingen und Eidelstedt mit der Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe für die Stadt geschultert hätten und mit dem Ausbau der A 7 auf sich nehmen müssten. Roland Seidlitz (GAL) sagte, dass es leider wieder einen ohnehin belasteten Stadtteil treffen würde.

Hans-Georg Strauf, Dezernent für Bürgerservice, stimmte die Politiker auf schwierige Zeiten ein. "Das ist nur der Anfang", sagte er. "Wir werden noch ganz andere Dinge streichen müssen. Alles wird noch viel schlimmer." Details nannte er nicht.

Hintergrund ist, dass der Senat den Etat der Bezirke bis 2015 um 22,5 Millionen Euro kürzen will. In einer Mitteilung an die Verwaltung heißt es vonseiten des Senats, "dass es sinnvoll sein könnte, das Leistungsangebot der Kundenzentren standortmäßig stärker zu zentrieren, räumlich zu konzentrieren und gegebenenfalls die Schließung einzelner Kundenzentren in Betracht zu ziehen". Im Rechnungshofbericht aus dem Jahr 2010 wird beschrieben, dass in einer Stadt wie Hamburg mit einem gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr sieben Kundenzentren ausreichen würden. Allerdings haben die übrigen sechs Bezirke zurzeit nicht die Absicht, aufgrund der Sparbeschlüsse eines ihrer Kundenzentren aufzugeben.