Die gesetzlichen Kassen können ohne Zusatzbeiträge für die Kosten der Schweinegrippe-Impfung aufkommen. Das verspricht ein Vorstandschef.

Hamburg. Die gesetzlichen Krankenkassen können auch ohne Zusatzbeiträge für die Kosten der Schweinegrippe-Impfung aufkommen. Der Vorstandsvorsitzende der KKH-Allianz, Ingo Kailuweit, sagte dem Abendblatt: "Die Schweinegrippe allein wird keine Zusatzbeiträge auslösen und auch keinen höheren Beitragssatz. Die Versicherten der KKH-Allianz werden jedenfalls nicht zusätzlich belastet und können sich sicher sein, dass ihre Krankenkasse die Kosten für die Impfung übernimmt."

Kailuweit warnte jedoch die Hersteller des Impfstoffes: "Wir fordern, dass die Pharmaindustrie faire Preise macht. Denn es ist derzeit ein Monopol. Das ist wie die Cola in der Wüste. Wer sie anbietet, bestimmt den Preis." Der Kassenchef regte außerdem ein Spitzentreffen an, um die drohende Grippewelle von vornherein einzudämmen. Kailuweit sagte: "Wir brauchen einen Schweinegrippen-Gipfel, bei dem die Spitzen der Krankenversicherung, der Politik, der Pharmaindustrie und der Ärzte mit an Bord sind. Sie zusammen müssen jetzt Regeln definieren und Absprachen treffen im Interesse der Versicherten."

Die regelrechte Hysterie, die derzeit rund um den Globus grassiert, versetzt auch die deutschen Krankenversicherten in Aufregung. Wie die geplante Massenimpfung ablaufen soll, ist noch völlig unklar. Kailuweit sagte: "Es darf nicht dazu kommen, dass manche zwei Tage und andere zwei Monate auf einen Termin warten."

In den USA fürchten Gesundheitsexperten von Herbst an Zehntausende Tote durch die Schweinegrippe. In jedem Jahr sterben etwa 36 000 Amerikaner an der herkömmlichen Grippe. Die H1N1-Virusvariante der Schweinegrippe sei aber so neu, dass sie vermutlich mehr Opfer fordern werde, sagte Prof. Marc Lipsitch von der Harvard School for Public Health der "Washington Post". "Man kann klar sagen, dass es Dutzende Millionen Krankheitsfälle geben wird, Hunderttausende Klinikeinweisungen und Zehntausende Tote. Das ist nicht untypisch. Die Frage ist, wie viele Zehntausende Tote es sein werden", sagte Lipsitch.

"Diese Epidemie wird sich schneller als normalerweise ausbreiten, weil die Bevölkerung anfälliger ist." In den USA wird nach dem Bericht erwogen, im Kampf gegen die Pandemie auch Schulen zu schließen. Bisher seien in den USA vor allem junge Leute und Kinder von der Krankheit betroffen. In den meisten Fällen verlaufe die Schweinegrippe ohne Komplikationen. Die bereits Gestorbenen seien schon zuvor durch andere Krankheiten geschwächt gewesen. Bisher habe die Wissenschaft noch keine Hinweise, dass sich das Virus verändere und dadurch gefährlicher werde.