Auch der Staat soll zahlen, fordern die Krankenversicherungen. Sie könnten im äußersten Fall 36 Euro mehr im Monat verlangen.

Hamburg. Wenige Wochen vor der geplanten Massenimpfung gegen die Schweinegrippe ist ein heftiger Streit zwischen Bundesregierung und gesetzlichen Krankenkassen entbrannt. Vertreter der Krankenkassen forderten Bund und Länder auf, sich an den Impfkosten zu beteiligen. Andernfalls müssten sie von ihren Mitgliedern Zusatzbeiträge verlangen. Nach Vorgaben der Gesundheitsreform könnten diese bei maximal 36,75 Euro pro Monat liegen. Das Gesundheitsministerium wies die Forderungen der Krankenkassen scharf zurück.

Derzeit befindet sich der Impfstoff gegen die sich immer schneller ausbreitende Schweinegrippe noch in der Testphase. Für die Ende September geplante Impfaktion haben die Bundesländer 50 Millionen Dosen bestellt. Weil jeweils zweimal geimpft werden muss, können so 25 Millionen Menschen geschützt werden. Die Kosten dafür werden auf 600 Millionen Euro beziffert. Wenn alle Bundesbürger geimpft werden müssten, wären sogar rund zwei Milliarden Euro nötig.

Nach Ansicht des Verbandes der Ersatzkassen (VDEK) ist "der Umgang mit einer Pandemie Angelegenheit der öffentlichen Gesundheitsdienste". Die durch die Schweinegrippe ausgelösten Kosten seien nicht im Gesundheitsfonds einkalkuliert. Der Staatssekretär im Gesundheitsministerium, Klaus Theo Schröder, sagte dagegen, die Pflicht für die gesetzliche Krankenversicherung zur Finanzierung von Schutzimpfungen ergebe sich aus dem Sozialgesetzbuch. Er warnte die Kassen, die späteren Behandlungskosten seien 50-mal so hoch wie die Impfkosten. Bis zum 12. August werde über eine Impfverordnung entschieden. Die privaten Kassen hätten zugesagt, ebenfalls ihren Anteil zu übernehmen, sagte Schröder.

Inzwischen stieg die Zahl der an dem H1N1-Virus Erkrankten in Deutschland auf 3810 - 461 Fälle mehr als vor drei Tagen. Bei den Neuinfizierten handelt es sich zum überwiegenden Teil um Reiserückkehrer.