Auf Mallorca sind offiziell knapp 100 Schweinegrippe-Fälle registriert. Und doch landen regelmäßig mit dem Virus H1N1 infizierte Passagiere in Deutschland.

Im UKE soll es nach dem Bettenwechsel wöchentlich 15 bis 20 neue Fälle geben, an normalen Tagen seien es einer bis drei. Doch das offizielle Mallorca wiegelt ab. Der deutsche Konsul Wolfgang Wiesner zum Abendblatt: "Lasst die Kirche im Dorf. Meine Familie mit Kleinkindern fliegt jetzt nach Deutschland zurück. Ohne Schutzmaske." Das "Mallorca Magazin" titelte: "Bloß keine Alarmstimmung!" Das Motto hatte der balearische Ministerpräsident Francesc Antich, der um seine Touristen bangt, ausgegeben. Bettina Bruckschen vom Inselradio behauptet, die Schweinegrippe werde von der deutschen Presse hochgespielt. Und doch hat die Regierung auf den Balearen einen Notfallplan aufgestellt. Als ersten Schritt richtete das Gesundheitsministerium immerhin eine 24-Stunden-Hotline ein - allerdings nur in Castellano oder Catalan, Englisch und Deutsch werden derzeit nicht angeboten.

Gestern landeten in Hamburg fünf Maschinen aus Mallorca. Stornierungen wegen der Schweinegrippe soll es bisher kaum gegeben haben.

Auch die Fluggesellschaften wollen ihre Passagiere nicht verschrecken. Das Risiko, sich während eines Fluges mit dem Virus anzustecken, sei gering, behaupten sie. "Bis zu 99 Prozent aller Viren", so Jan Hillrichs von TUIfly, würden aus der Luft gefiltert. Und wenn ein Passagier plötzlich über hohes Fieber klagt? Dann werde er, soweit möglich, gesondert gesetzt und erhalte wie alle umsitzenden Reisenden eine Mundschutzmaske. In jeder Maschine werden mindestens 200 Mundschutzmasken und ein ausreichender Vorrat an Desinfektionsmitteln bereitgehalten. Das Personal sei geschult. Bei Verdachtsfällen werde der Zielflughafen informiert. Die Maschine werde anschließend desinfiziert, heißt es bei TUIfly, die jede Woche siebenmal von Hamburg nach Mallorca fliegt.

Auch bei Air Berlin seien die Flugbegleiter gut geschult, sagt Sprecherin Nadine Bernhardt. "Es ist nicht die erste Krankheitswelle, mit der wir zu tun haben." Über den Umgang mit potenziellen Schweinegrippe-Patienten werde von Fall zu Fall entschieden. "Das Personal kümmert sich umgehend um jeden, dem es gesundheitlich nicht gut geht", sagt Bernhardt. Ob die Zahl der Verdachtsfälle zuletzt angestiegen sei, wollte sie aus Datenschutzgründen nicht sagen.

Die Lufthansa ist nach eigenen Angaben gut vorbereitet. "Mundschutzmasken, Handschuhe und auch Tamiflu fliegen immer mit", so ein Sprecher zum Abendblatt. Ansonsten sei die erste Instanz immer der ärztliche Dienst am jeweiligen Zielflughafen.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts gab es in Hamburg bis zum vergangenen Wochenende 156 Fälle von Schweinegrippe. 143 davon wurden durch Labore bestätigt, nur 33 sind autochthon, das heißt in Deutschland erworben worden. "Der Großteil der Erkrankungen wurde aus dem Ausland mitgebracht", sagte Rico Schmidt, Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde. Wie viele davon aus Mallorca kommen, sagte Schmidt nicht. Die Zahlen würden nicht aufgeschlüsselt.

Der Flughafenärztliche Dienst müsse personell nicht aufgestockt werden. Der Informationsbedarf bei den Reisenden habe sogar nachgelassen. "Die Urlauber wissen mittlerweile ganz gut Bescheid", sagt Schmidt.