Ergebnis soll in 45 Tagen vorliegen. Ärzte glauben nicht an schwere Nebenwirkungen. Erster Kassenchef verspricht: keine Zusatzkosten.

Hamburg. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit: Seit gestern wird am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) ein neuer Impfstoff getestet, damit das immer schneller um sich greifende Virus H1N1 wirksam bekämpft werden kann. Gestern wurden die ersten 40 Freiwilligen geimpft - beworben hatten sich mehrere Hundert Menschen. Die UKE-Tests sind Teil einer großen Impfstudie an 15 Zentren in der Schweiz, Belgien, den Niederlanden und Deutschland. "Mit der Studie überprüfen wir die Verträglichkeit und die Wirksamkeit des neuen Impfstoffes", sagte UKE-Professor Gerd Burchard. Er erwarte, dass die Nebenwirkungen nicht dramatischer ausfallen als bei einer normalen Grippeimpfung. Ausdrücklich wies er die Befürchtung des SPD-Gesundheitsexperten Wolfgang Wodarg zurück, dass mit dieser Impfung ein Krebsrisiko verbunden sein könnte (das Abendblatt berichtete). "Es gibt bislang keinen Anhaltspunkt für eine Krebsgefahr", versicherte der Mediziner.

Die Zahl der mit Schweinegrippe infizierten Menschen ist inzwischen weltweit auf rund 180 000 gestiegen. In Deutschland gab es bisher keine Todesfälle, die meisten Erkrankungen verliefen glimpflich. Experten befürchten jedoch, dass das Virus im Herbst, wenn die übliche Grippe wieder auftaucht, mutieren und wesentlich gefährlicher werden könnte. Die Ergebnisse der Studie werden in 45 Tagen vorliegen. Dann sollen so schnell wie möglich Millionen Deutsche geimpft werden - Ärzte und Pfleger, Kranke, Polizisten und Politiker als Erste.

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Die Krankenkassen fordern unterdessen einen deutschen Gipfel zur Schweinegrippe. Der Vorstandsvorsitzende der KKH-Allianz, Ingo Kailuweit, sagte dem Abendblatt: "Wir brauchen einen Gipfel, bei dem die Spitzen der Krankenversicherung, der Politik, der Pharmaindustrie und der Ärzte mit an Bord sind." Die Massenimpfungen müssten gut organisiert werden. "Es darf nicht dazu kommen, dass manche zwei Tage und andere zwei Monate warten."

Als erster Kassenchef versichert Kailuweit, dass auf die Versicherten keine Zusatzkosten zukommen werden: "Die Schweinegrippe allein wird keine Zusatzbeiträge auslösen und auch keinen höheren Beitragssatz." Kailuweit forderte die Pharmaindustrie aber zu fairen Preisen auf: Der Impfstoff sei "derzeit ein Monopol. Das ist wie die Cola in der Wüste. Wer sie anbietet, bestimmt den Preis."