Der ehemalige NDR-Redakteur Gerd Rapior hat 57.000 Euro von der Bahn erhalten. Die Deutsche Bahn lässt den Vorgang überprüfen.

Hamburg. Die Staatsanwaltschaft Kiel hat gestern die Büroräume der regionalen Pressestelle der Deutschen Bahn an der Museumstraße in Altona durchsucht. Die Durchsuchung im Beisein eines Kieler Staatsanwalts und Beamten des Landeskriminalamtes Kiel steht im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen den ehemaligen NDR-Redakteur Gerd Rapior wegen des Verdachts der Bestechlichkeit in mehreren Fällen.

Das bestätigte der Kieler Oberstaatsanwalt Manfred Schulze-Ziffer auf Abendblatt-Anfrage. Die Deutsche Bahn räumte ein, dass Gerd Rapior im Rahmen eines Vertragsverhältnisses mit seiner Firma media-conzept zwischen 2001 und Anfang 2007 auch für das regionale Pressebüro der Bahn in Hamburg gearbeitet habe. Es wurden insgesamt Zahlungen von rund 57.000 Euro geleistet. Die Deutsche Bahn lässt inzwischen den Vorgang durch den eigenen Compliance-Bereich in der Berliner Konzernzentrale überprüfen und arbeitet eng mit der Staatsanwaltschaft zusammen.

Im März dieses Jahres war bekannt geworden, dass Rapior Medientrainings für Politiker und Unternehmen angeboten hatte, ohne diese Nebentätigkeiten durch den NDR genehmigen zu lassen. Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen hatte sich von Rapior im Umgang mit den Medien trainieren lassen. Diese Tätigkeiten hielt der NDR mit einer glaubwürdigen und unabhängigen journalistischen Arbeit nicht für vereinbar und suspendierte Rapior vom Dienst. Rapior beendete daraufhin seinen Vertrag beim NDR und kam somit einer fristlosen Kündigung durch den Sender zuvor. Auch von seinem Posten als Vorsitzender der Landespressekonferenz Kiel trat Rapior zurück. Rapior arbeitete als Redakteur für das "Schleswig-Holstein Magazin" des NDR.

Die Kieler Staatsanwaltschaft ermittelt im Zusammenhang mit Rapiors Beratertätigkeit wegen des Verdachts der Bestechlichkeit. Er soll von dem Klinik- und Tourismusunternehmen Damp Geld dafür erhalten haben, dass er ihm Sendezeiten im Fernsehen verschaffte oder sich dazu bereit erklärte. Es geht um 86.100 Euro. Diesen Vorwurf hat der Journalist zurückgewiesen. Nun stellt sich die Frage, wofür die regionale Pressestelle der Deutschen Bahn AG in Hamburg fast 60.000 Euro zwischen den Jahren 2001 und Anfang 2007 an Rapior beziehungsweise media-conzept bezahlt hat. Dazu wollte sich ein Bahn-Sprecher aus der Konzernzentrale in Berlin auf Abendblatt-Anfrage nicht äußern. Auch nicht auf die Frage, ob die regionale Pressestelle in Hamburg die Aufträge an Rapior direkt vergeben hat.

Fakt ist: Nach Angaben der Bahn wurden zwischen 2002 und 2006 jeweils rund 10.000 Euro im Jahr an Rapior gezahlt. Außerdem in den Jahren 2001 und 2007 jeweils rund 3500 Euro. Die regionale Pressestelle der Deutschen Bahn in Hamburg wurde seit 2001 von Egbert Meyer-Lovis geleitet. Im Jahr 2005 wechselte der heute 55-Jährige in die DB-Konzernzentrale nach Berlin und kehrte im Frühjahr 2007 wieder als Pressesprecher in die Hansestadt zurück. Auf Abendblatt-Anfrage wollte Egbert Meyer-Lovis keine Stellungnahme abgeben. Die Bahn-Pressestelle in Hamburg ist auch für das Land Schleswig-Holstein verantwortlich, hier wiederum wird auch das "Schleswig-Holstein Magazin" ausgestrahlt, für das Rapior als Redakteur gearbeitet hat. Der NDR will nun noch einmal alle relevanten Beiträge überprüfen, kündigte Sprecher Martin Gartzke an. Allerdings sagt Gartzke auch: "Wir haben bislang keine Anhaltspunkte dafür gefunden, dass in von Herrn Rapior verantworteten Fernsehbeiträgen für das 'Schleswig-Holstein Magazin' über die Deutsche Bahn journalistische Kriterien nicht eingehalten wurden."