Hamburg. "Studieren kann jeder!" Davon ist Cathrin Broecker, 46, überzeugt. Zumindest, was das Finanzielle angeht. "Zu wenig Geld kann und darf heute nicht mehr der Grund sein, warum sich Abiturienten gegen ein Studium entscheiden", sagt die quirlige Chefin der Studienfinanzierung beim Studierendenwerk Hamburg.

Hierher kommen alle, die ratlos sind in Sachen Lebensunterhalt. Max, der für das Sommersemester seinen ersten BAFöG-Antrag ausfüllt ebenso wie Nadine, deren Vater arbeitslos geworden ist. "Wir haben hier Akten voll mit Familiengeschichten", sagt Broecker und zeigt auf die riesige Schrankwand mit den farbig sortierten Akten. "Die schwersten Fälle sind nicht dabei, die landen direkt bei mir." Der Stapel ragt ihr bis unter das Kinn.

Die Mutter zweier Kinder ist Juristin, wollte aber nie Anwältin sein. Ein Professor riet ihr, sich beim BAFöG-Amt in Kiel zu bewerben. "Zuerst dachte ich: total langweilig! Dann wollte ich nicht mehr weg." 15 Jahre pendelte sie zwischen Kiel und Hamburg, dann bewarb sie sich in der Hansestadt.

An ihrem Job liebt die 46-Jährige vor allem den Kontakt zu den Studenten. "Hier wird geweint und gepöbelt, aber es gibt auch Momente großer Freude und Erleichterung, wenn wir mit BAFöG, Stipendium oder Krediten weiterhelfen können", sagt sie mit strahlenden Augen. "Und das Schönste ist sowieso, wenn dir jemand auf der Straße begegnet und sagt: 'Sie haben mir damals das Studium ermöglicht!'"