Dorothea Eisenhardt ist mit Studium und Nebenjob komplett ausgelastet. “Bachelor“ ist für sie jetzt schon das Unwort ihres Studiums.

Hamburg. Es ist eine kurze Verschnaufpause für Dorothea Eiserhardt. Die 20-Jährige rutscht nervös auf ihrem Stuhl in der Cafeteria hin und her, rührt lautstark in einem großen Becher Kaffee. "Ich muss gleich los, dann beginnt die nächste Vorlesung."

Dorothea studiert im zweiten Semester Literaturwissenschaft und Anglistik an der Uni Hamburg, und wenn ihr eines fehlt, dann ist es Zeit! Bachelor - das ist für die resolute Blondine schon jetzt das Unwort ihres Studiums, schließlich ist ihr Abschluss schuld daran, dass sie keine Freizeit mehr hat. "26 Semesterwochenstunden, jede Woche ein barockes Drama lesen plus Nebenjob - dass Leute da durchdrehen, ist ja kein Wunder!", sagt sie mit solch einem Nachdruck, dass die Leute am Nachbartisch verwundert gucken.

"Studieren", sagt sie weiter, "heißt doch, dass ich Dinge ausprobiere und mich umfassend bilde. Seit ich Literatur studiere, habe ich privat aber höchstens drei Bücher gelesen - das ist doch absurd!" Denn Dorothea liest gerne, will später sogar selbst unter die Autoren gehen. "Ich bin schon dabei, einen Roman zu schreiben, das heißt, ich war es, denn jetzt habe ich ja keine Zeit mehr dafür!", erzählt sie. Momentan reiche es eben nur für Gedichte und Kurzgeschichten.

Ob sie denn Hobbys habe? "Nein, keine Zeit!" Kinobesuche? "Höchstens die Spätvorstellung." Aber eine Powerfrau wie Dorothea, die könne doch etwas gegen die Studienbedingungen tun, Demos organisieren oder Plakate malen? "Dafür habe ich keine Zeit!", sagt sie und verschwindet in die nächste Vorlesung.