Trotz der Branchenkrise entscheiden sich junge Menschen für einen maritimen Beruf. Das Abendblatt stellt drei von ihnen vor.

Hamburg. Im deutschen Schiffbau herrscht Flaute. Der Auftragsbestand von 7,4 Milliarden Euro ist weniger als halb so hoch wie im Spitzenjahr 2007. Er sichert die Arbeit der Werften, gemessen an den Ablieferungen von 2010, nur noch für eineinhalb Jahre.

Doch trotz der schwachen Auftragslage ist die Ausbildung in der Branche, die sich am Wochenende bei der Nationalen Maritimen Konferenz in Wilhelmshaven präsentiert, begehrt. "Wir haben seit Jahren über unsere 70 Plätze hinaus Studenten aufgenommen", sagt Moustafa Abdel-Maksoud, Professor für Schiffbau an der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Bei den Lehrlingen auf den Werften liegen die Ausbildungszahlen mit gut acht Prozent um bis zu drei Prozentpunkte über dem Durchschnitt der Metall- und Elektroindustrie, hat die IG Metall Küste ermittelt.

Vor allem der Bedarf an Ingenieuren ist stark gestiegen. Mittlerweile haben 14 Prozent der gut 18 000 Beschäftigten in der Branche diese Ausbildung durchlaufen. Bei Marinewerften erreicht der Anteil sogar die Hälfte der Belegschaft, so die Gewerkschaft. Noch vor zehn Jahren kam ein Ingenieur auf 100 Mitarbeiter, weiß Abdel-Maksoud.

Aus dem Bau von Handelsschiffen haben asiatische Hersteller die deutschen Werften mittlerweile fast völlig herausgedrängt. Umso dringender brauchen die heimischen Unternehmen Aufträge im Spezialschiffbau. "Die Betriebe müssen innovativ sein und neue Technologien entwickeln. Dafür aber wird mehr und mehr Ingenieurwissen gebraucht", sagt Werner Lundt, Hauptgeschäftsführer des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM). Obendrein sucht die stark wachsende Windkraftindustrie Experten für den Bau von Anlagen auf See. Nicht zuletzt fehlen Ingenieure auch wegen der Alterung der Gesellschaft.

Die Zahl der Hochschulabsolventen reicht aber längst nicht aus, um alle Stellen zu besetzen. 2010 schlossen exakt 121 Schiffbauingenieure ihr Studium ab. Die Hälfte kam von Fachhochschulen, die andere von den Universitäten in Duisburg, Berlin, Rostock und Hamburg. Mit rund 30 liegt die in Harburg angesiedelte TU bei den Hochschulabsolventen weit vorn. Sie ist die einzige Universität, an der vom ersten Semester an Schiffbau und nicht Maschinenbau mit Schwerpunkt Schiffbau angeboten wird. Doch auch in Hamburg geben bis zu 50 Prozent der Neueinsteiger nach wenigen Semestern auf - oft wegen Überforderung in Mathematik. Absolventen sind begehrt: Werften, Zulieferer, Klassifikationsgesellschaften wie der Germanische Lloyd oder Ingenieurbüros suchen Nachwuchs. So könne sich "ein guter Absolvent heute seinen Job unter mehreren Angeboten aussuchen", sagt Professor Stefan Krüger, der das Institut für Schiffsentwurf und Schiffssicherheit an der TU Hamburg-Harburg leitet.

Auch bei den Azubis hält das Interesse am Schiffbau an. So liegt der Anteil der Lehrlinge bei 14 der 33 norddeutschen Werften bei mehr als zehn Prozent der Belegschaft. "Die Faszination für solche Arbeitsplätze ist ungebrochen", sagt IG-Metall-Schiffbauexperte Heino Bade. Während der Krise sank zwar auch die Zahl der Lehrlinge von 1494 im Jahr 2008 auf zuletzt gut 1100. Das aber ging einher mit einer Rosskur bei den Belegschaften auf den Werften insgesamt. Wie zufrieden die jungen Menschen mit ihren Lehrstellen sind, belegt eine aktuelle Umfrage der Gewerkschaft. Danach würden sich nur drei Prozent der Befragten nicht wieder für eine Ausbildung in der Branche entscheiden. Ein bundesweiter Topwert.

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