Berlin. Heizungstausch: Statt eine neue Heizung zu kaufen, kann man sie auch mieten. Die Vor- und Nachteile für Hausbesitzer im Überblick.

  • Der Einbau einer neuen Heizung oder Wärmepumpe stellt viele Hausbesitzer vor eine finanzielle Herausforderung
  • Doch statt das neue System zu kaufen, kann es auch nur gemietet werden
  • Lohnt sich das? Die Vor- und Nachteile im Überblick

Eine neue Heizungsanlage ist immer mit hohen Kosten verbunden. Doch Haus- oder Wohnungsbesitzer, die die Investition nicht stemmen wollen oder können, weil zum Beispiel gerade das nötige Geld fehlt, können auch eine Heizung mieten. Dabei ist jedoch einiges zu beachten.

"Der Normalfall ist ja, wenn Sie eine neue Heizung brauchen, dann gehen Sie zum Fachbetrieb, kaufen sich eine, bezahlen den Preis und dann gehört die Ihnen", sagt Martin Brandis von der Energieberatung der Verbraucherzentrale. "Daneben gibt es aber auch noch die Möglichkeit des Mietens. Anstelle des Kaufpreises bezahlen Sie dann einen monatlich gleichbleibenden Mietpreis dafür."

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Beim sogenannten Wärme-Contracting überträgt der Haus- oder Wohnungsbesitzer die Aufgaben der Energieversorgung an einen darauf spezialisierten Dienstleister, also in der Regel Energieversorgungsunternehmen, Ingenieurbüros oder Handwerksbetriebe.

Eine Heizung mieten – als "Rundum-Sorglos-Paket"

Der Contractor, der Energielieferant, ist und bleibt Eigentümer der Heizung – gleichzeitig plant, finanziert und errichtet er die Heizung. Er kann unter Umständen sogar eine beim Eigenheimbesitzer bereits vorhandene Heizungsanlage übernehmen. Außerdem wartet der Contractor die Heizung, setzt sie bei Bedarf instand oder erneuert sie. Ein "Rundum-Sorglos-Paket" nennt Brandis das.

Für diese Variante eignen sich laut dem Energieexperten zwar auch Reihen- oder Einfamilienhäuser, vor allem aber Mehrparteienhäuser oder Nicht-Wohngebäude. "Der Vorteil für den Vermieter ist klar: Er muss keine Heizung kaufen, sondern er kauft eigentlich nur die Wärme, die er anschließend an seine Mieter verteilt, die – abhängig vom Verbrauch – die anteiligen Kosten erstatten", erklärt Brandis. "Er spart sich so die Investition für die Heizung."

Heizungsanlagen zu mieten anstatt zu kaufen lohnt sich laut Experten vor allem bei Mehrparteienhäusern.
Heizungsanlagen zu mieten anstatt zu kaufen lohnt sich laut Experten vor allem bei Mehrparteienhäusern. © dpa | Patrick Pleul

Jedoch besteht insbesondere für Wohnungsmieter das Risiko, dass sie höhere Heizkosten zahlen müssen, so der Energieexperte. "Der Gesetzgeber hat hier mit der Vorschrift zur gewerblichen Wärmelieferung im Bürgerlichen Gesetzbuch und der ergänzenden Wärmelieferverordnung aber Grenzen gesetzt, um Mieter vor zu hohen Kosten zu schützen." Aber: Einzelne Mieter können keinen Contracting-Vertrag abschließen.

Nachteil: Mieten ist langfristig teurer als kaufen

Ganz gleich, ob man sein Eigenheim vermietet oder selbst darin wohnt: Das Mieten einer Heizung lohnt sich für denjenigen, der sich nicht selbst um seine Anlage kümmern will. "Bei einer Reparatur muss man ja nur den Eigentümer der Heizung anrufen und der muss dann für die Reparatur oder Wartung sorgen", sagt Brandis. "Ein weiterer Vorteil beim Mieten einer Heizung ist, dass man keine Investitionskosten stemmen muss am Anfang. Von daher ist die Miete attraktiv für viele, die nicht plötzlich viel Geld verfügbar haben."

In jedem Fall gilt beim Mieten einer Heizungsanlage: Die Kosten sind in der Regel höher als beim Kauf. Normalerweise, so erklärt es Brandis, werden feste Mietpreise zwischen Eigenheimbesitzer und Energielieferant vereinbart. "Dazu kommen natürlich die Energiekosten, die muss man immer noch obendrauf rechnen." Bei einer Wärmepumpe müssen man den Strom zum Betrieb der Anlage noch zum Mietpreis hinzurechnen. "Für ein Einfamilienhaus würde ich bei der Miete einer Wärmepumpe mit einer niedrigen dreistelligen Summe pro Monat rechnen", erklärt der Energieexperte.

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"Aufpassen muss man allerdings bei den komplizierten Verträgen", warnt Gabriele Heinrich von Wohnen im Eigentum, dem Verband für Wohnungseigentümer. "Die müssen schon ganz genau geprüft werden, damit es keine versteckten oder überraschend hohe Kosten gibt." Keinesfalls sollte man den "erstbesten" Anbieter nehmen, rät Heinrich.

Vertragsabschluss: Diese Tipps geben die Experten

Ihr Tipp: "Man muss auf die Wärmepreise achten – also auf den Grundpreis, den Arbeitspreis zu Vertragsbeginn, Preisgleitklauseln sowie auf Vertragslaufzeiten, Verlängerungsmöglichkeiten, Kündigungsfristen und mehr." Ebenfalls sollte im Vorhinein geprüft werden, ob es sich um einen Miet- oder Leasing-Vertrag handelt. Ob also die Heizungsanlage nach einer Vertragslaufzeit im Besitz der Contractors bleibt oder ob der Eigenheimbesitzer dann Eigentümer der Anlage wird.

Wer eine Heizungsanlage lieber mieten anstatt kaufen möchte, muss vor allem auf den Vertrag achten. Hier können sich hohe Kosten verstecken, sagen Experten.
Wer eine Heizungsanlage lieber mieten anstatt kaufen möchte, muss vor allem auf den Vertrag achten. Hier können sich hohe Kosten verstecken, sagen Experten. © epd | Heike Lyding

In diesem Fall müsse geprüft werden, ob der Wohnungseigentümer am Ende "gegebenenfalls noch einen Übernahmepreis zahlen muss", erklärt Heinrich. Auch Brandis mahnt zu Vorsicht beim Vertragsabschluss. "In der Regel schließen Sie die Verträge relativ langfristig ab – das ergibt aus Sicht des Anbieters auch durchaus Sinn, weil der Anbieter einen gewissen Aufwand hat, um die Heizungsanlage zu installieren und in Betrieb zu nehmen."

In der Regel sei es nicht sinnvoll, eine Heizung nur für ein oder zwei Jahre zu vermieten. Übliche Verträge haben deshalb laut Brandis Laufzeiten von zehn Jahren. Ist der Contractor, also der Stromlieferant, ein Energieunternehmen oder ein Stadtwerk, bietet er unter Umständen auch einen Stromliefervertrag an. An den könnte der Heizungsmieter dann so lange gebunden sein wie an den Mietvertrag – Preiserhöhungen inklusive. Ein Stromanbieterwechsel ist dann nicht mehr so leicht.

Mieten oder kaufen? Ein Energieberater kann weiterhelfen

Übrigens: Wer sich im Zuge des neuen Gebäudeenergiegesetzes der Ampel-Koalition überlegt, eine Heizung zu mieten, weil er beispielsweise noch nicht weiß, ob sein Haus in den nächsten Jahren an ein Nah- oder Fernwärmenetz angeschlossen wird oder wie die genaue Förderung für Wärmepumpen aussieht, dem rät Brandis wegen der langen Vertragslaufzeiten ab.

Wer sich dennoch für das Mieten einer Heizung entscheide, der könne einen Energieberater kontaktieren. Unter Umständen habe der noch nützliche Tipps parat, so Brandis. Denn kaufen oder mieten – das sei am Ende immer eine Einzelfallentscheidung.

Fazit: Eine Heizung zu mieten, kann vor allem für Hausbesitzer sinnvoll sein, die keine Lust haben, sich um die Heizung zu kümmern, sie in Stand zu halten und zu warten. "Dann bietet eine Miete unter Umständen ein Rundum-Sorglos-Paket. Aber das kostet eben dementsprechend auch." Hat man jetzt das nötige Startkapital zur Verfügung, rät der Energieexperte daher eher zum Kauf einer Heizung.