Berlin. Manche Hersteller beliefern Apotheken in Deutschland nicht mehr mit wichtigen Medikamenten. So könnte die Lage entschärft werden.

Die Lage in Apotheken bleibt angespannt. Für gut 480 Medikamente bestehen aktuell Lieferengpässe. Oft fehlen Antibiotika, Blutdrucksenker oder Fiebersäfte für Kinder. Patientinnen und Patienten sind zurecht entsetzt, wenn sie die Arzneimittel, die sie zur Heilung benötigen, in einem so hoch entwickelten und wohlhabenden Land nicht erhalten. Die Ursachen sind vielfältig. Doch viele davon könnten behoben werden.

Fast alle Gründe, die zu Lieferengpässen führen, drehen sich ums Geld. Vor allem Geld, das eingespart wird, um die Kosten des Gesundheitswesens nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Doch die Geiz ist Geil-Mentalität ist überzogen worden. Manche Hersteller verkaufen ihre Waren lieber in anderen Ländern, wo sie mehr Geld pro Pille erhalten. Viele lebenswichtigen Medikamente werden gar nicht mehr in Deutschland produziert.

Medikamente: Überzogene Rabatte müssen gesenkt werden

Beate Kranz ist Wirtschaftskorrespondentin der Zentralredaktion.
Beate Kranz ist Wirtschaftskorrespondentin der Zentralredaktion. © Reto Klar | Reto Klar

Hier müssen Krankenkassen wieder großzügiger handeln und überzogene Rabattforderungen an die Industrie senken. Erst recht, wenn es sich um neue Arzneien handelt, die bei Krebserkrankungen helfen könnten. Die Behandlung darf nicht daran scheitern, dass Hersteller für die Therapien zu wenig Geld am deutschen Markt erzielen können.

Klar ist: Die Pharmaindustrie darf keine Mondpreise verlangen, aber sie sollte auskömmliche Preise erhalten statt minimale Centbeträge, wie dies bei manchen Generika der Fall ist.

Geradezu gefährlich mutet die Abhängigkeit von Medikamenten und Wirkstoffen aus China und Indien an, weil diese dort günstiger sind. So werden Antibiotika hierzulande gar nicht mehr hergestellt. Was aber passiert, wenn Lieferketten durch geopolitische Spannungen oder neue Pandemien versiegen? Deutschland sollte aufwachen, die Produktion auf verlässlichere Beine stellen und wissen: Versorgungssicherheit gibt es nicht zum Null-Tarif.