Berlin. Bahnchef Richard Lutz hat im vergangenen Jahr mehr als doppelt so viel Geld von seinem Unternehmen erhalten wie noch ein Jahr zuvor.

Erst Mitte März zeichnete ein Sonderbericht des Bundesrechnungshofs ein desolates Bild der Deutschen Bahn (DB): Verspätung der Fernzüge auf Rekord-Niveau, zu viele Baustellen, ein Schuldenberg von mehr als 30 Milliarden Euro.

"Die Krise der DB AG wird chronisch, der Konzern entwickelt sich zu einem Sanierungsfall, der das gesamte System Eisenbahn gefährdet", sagte damals der Präsident des Bundesrechnungshofs, Kay Scheller. Im Mittelpunkt der Kritik: Konzern-Chef Richard Lutz (58). Scheller stellte klar: "Man muss auch die Fragen stellen, wie man mit so einer Management-Leistung umgeht."

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Wie dem am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht zu entnehmen ist, muss sich Lutz um seine Bezahlung keine allzu großen Sorgen machen. Demnach lag die Vergütung des Vorstandsvorsitzenden Lutz 2022 bei 2,24 Millionen Euro. Das Grundgehalt betrug 970.000 Euro, hinzu kommt ein Bonus von 1,26 Millionen Euro.

Das ist mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Auch die anderen Vorstände können sich nicht beschweren: Infrastrukturvorstand Berthold Huber landete bei einer Gesamtvergütung von 1,41 Millionen Euro (2021: 662 000 Euro), Personalvorstand Martin Seiler verdiente 1,39 Millionen Euro (2021: 659 000 Euro). 2020 und 2021 erhielten die Vorstandsmitglieder laut Geschäftsbericht keine Bonuszahlungen.

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Aktuell verhandelt der Konzern mit der EVG (Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft) über einen neuen Tarifvertrag für rund 180 000 Beschäftigte. Die EVG fordert mindestens 650 Euro mehr im Monat für alle Angestellten oder zwölf Prozent mehr Geld für die oberen Lohngruppen. Das Angebot der Bahn lautet unter anderem, die Löhne in zwei Schritten um insgesamt fünf Prozent anzuheben. Zudem stehen Einmalzahlungen von insgesamt 2500 Euro im Raum. Die EVG weist diesen Vorschlag zurück. (dw/dpa)