Berlin. Die Deutsche Bahn schreibt wieder Gewinn und erwartet in diesem Jahr einen Fahrgastrekord. Warum die Züge dennoch unpünktlich sind.

Die Deutsche Bahn ist so unpünktlich wie nie, dennoch steigt die Fahrgastzahl rasant. 2022 kam jeder dritte Fernzug verspätet am Ziel an. Nur 65,2 Prozent erreichten im vergangenen Jahr pünktlich das Ziel - im Vorjahr waren es noch 75,2 Prozent. Als Hauptgrund nennt der Konzern die zahlreichen Baustellen und Reparaturen auf dem sanierungsbedürftigen Netz. Das Schienennetz sei „zu alt, störanfällig und hat zu wenig Kapazitäten“.

Doch der Bahn-Chef Richard Lutz verspricht bei der Vorlage der Bilanz am Mittwoch Besserung: „Das vergangene Jahr markiert einen Wendepunkt. Allen Beteiligten ist klar geworden: Wir müssen umsteuern und die Sanierung und Modernisierung der Infrastruktur gänzlich anders angehen.“ Für 2023 sind erneut Milliardeninvestitionen geplant.

Doch Bahn-Chef Richard Lutz verspricht bei der Vorlage der Bilanz am Mittwoch Besserung: „2023 streben wir wieder eine Pünktlichkeit oberhalb der 70 Prozent an“. Der Zustand des Schienennetzes beeinflusse direkt und indirekt zu 80 Prozent die Pünktlichkeit der Züge.

Deutsche Bahn: Ampel-Koalition investiert Milliarden

Um die Pünktlichkeit zu verbessern, will auch die Bundesregierung weitere 45 Milliarden Euro bis 2027 in die Bahn investieren, wie die Koalition beschlossen hat. Denn auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) weiß, dass die Unpünktlichkeit der Bahn hauptsächlich ein Infrastrukturzustandsproblem ist.

Ab Januar 2024 soll das Schienennetz deshalb aus einer Hand gesteuert und durch eine gemeinwohlorientierten Gesellschaft geführt werden. Diese Gesellschaft, die aus den Bahntöchtern DB Netz AG und die DB Station & Service AG gegründet wird, richtet ihr Handeln konsequent auf die verkehrs- und klimapolitischen Ziele aus.

Deutsche Bahn erwartet neuen Fahrgastrekord

Gleichzeitig ist die Zahl der Reisenden 2022 nach der Corona-Pandemie wieder deutlich: Rund zwei Milliarden Menschen fuhren mit der Bahn. Dies waren rund 40 Prozent als im Jahr zuvor. Allein das 9-Euro-Ticket wurde 52 Millionen mal verkauft.

Den Fernverkehr nutzten sogar 61 Prozent mehr Fahrgäste, was den Umsatz in dem Bereich um mehr als zwei Milliarden Euro auf 4,8 Milliarden Euro erhöht hat, berichtete der Bahn-Chef. Für 2023 erwartet die Bahn im Fernverkehr mit 150 Millionen Reisenden einen neuen Fahrgastrekord.

Insgesamt hat die Deutsche Bahn 2022 wieder schwarze Zahlen geschrieben. Der operative Gewinn kletterte nach hohen Verlusten in den Pandemiejahren auf knapp 1,3 Milliarden Euro. Dazu trug maßgeblich die Logistik-Tochter DB-Schenker bei, die alleine 1,8 Milliarden Gewinn zu dem Ergebnis beisteuerte und damit die Rückkehr des Staatskonzerns in die Gewinnzone ermöglichte. Der Konzernumsatz stieg auf ein Rekordhoch von 56,3 Milliarden Euro.

Die Verschuldung der Bahn bleibt jedoch gigantisch: Die Netto-Finanzschulden liegen bei rund 28,8 Milliarden Euro.