Berlin. Laut Greenpeace locken ausgebaute Autobahnen mehr Autofahrer an – und erhöhen die Staugefahr. Warum vor allem eine Gruppe profitiert.

Der Ausbau von Autobahnen führt nicht zu weniger Staus, sondern erhöht sogar die Staugefahr. In der Umgebung der Autobahnen werden nach dem Spurenausbau sogar mehr Staus registriert. Dies hat eine Greenpeace-Auswertung von Verkehrsdaten des Anbieters TomTom auf acht Ausbaustrecken ergeben, die dieser Redaktion vorliegt. Profiteure seien vor allem Schnellfahrer außerhalb der Stoßzeiten.

„Die Datenanalyse entzaubert die Mär von der Engpassbeseitigung“, sagte der Verkehrsexperte von Greenpeace, Benjamin Gehrs. Durch zusätzliche Fahrspuren fließe der Verkehr nicht flüssiger. Vielmehr rufe der Ausbau zusätzlichen Verkehr hervor, der zu mehr Staus in Stoßzeiten auch auf Nebenstrecken führe.

„Breitere Autobahnen sorgen für mehr Verkehr und noch mehr Stau. Das schadet dem Klima und verschwende Steuergelder, die wir dringend für den Ausbau der klimafreundlichen Bahn brauchen. Auf diesen Ausbau sollte die Bundesregierung all ihre Planungskapazitäten konzentrieren“, so der Umweltschützer.

Ausbau von Autobahnen: Mehr Staus auch auf Umgehungsstraßen

Für die Analyse wurden die Pkw-Geschwindigkeiten auf acht Ausbaustrecken jeweils im Jahr vor dem Bau und im zweiten Jahr nach Abschluss der Bauarbeiten verglichen. Während die Durchschnittsgeschwindigkeit nach dem Ausbau auf den Strecken zwar insgesamt leicht stieg, ging sie bei den am langsamsten fahrenden fünf Prozent der erfassten Pkw in vier von acht Fällen zurück. Dies sei ein Zeichen für Stau und stockenden Verkehr, so Greenpeace.

Auch auf die umliegenden Hauptstraßen wirkten sich die ausgebauten Autobahnabschnitte negativ aus. In vier von acht Fällen sank die Durchschnittsgeschwindigkeit auf den umliegenden Straßen. In sechs von acht Fällen sank die Geschwindigkeit der am langsamsten fahrenden Pkw, was wiederum auf vermehrte Staus hinweist.

Von dem Ausbau der Autobahnen profitieren vor allem Schnellfahrer außerhalb der Hauptverkehrszeiten. So stieg in der Mehrheit der untersuchten Fällen der Wert für die fünf Prozent der Fahrzeuge, die am schnellsten fahren, überdurchschnittlich.

Auch in der Regierungskoalition tobt derzeit ein Streit über den beschleunigten Ausbau von Autobahnen zur Engpassbeseitigung, der von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) befürwortet wird, aber von den Grünen abgelehnt wird. So sollen Autobahnabschnitte beschleunigt ausgebaut werden, durch die sich der Verkehrsfluss laut Ministerium verbessern soll.