Berlin. Die EU will den Einsatz von Pestiziden verringern. Die Bauern demonstrieren. Die Unionsfraktion im Bundestag will das Vorhaben kippen.

Bundesweit sind viele Bauern aufgebracht. Rund 200 Traktoren tuckerten vor einem Monat durch Bonn, 100 Traktoren machten in Stuttgart vor dem Umweltministerium Station, 500 Bäuerinnen und Bauer demonstrierten in Würzburg.

Es sind drei Beispiele von bundesweit zahlreichen Demonstrationen, die in den vergangenen Tagen und Wochen stattfanden. Der Hintergrund der Proteste ist eine Pflanzenschutzverordnung der Europäischen Union.

Ernährung: EU will Pestizideinsatz reduzieren

Brüssel verfolgt das Ziel, weniger Pestizide auf Felder und Wiesen auszutragen. Bis 2030 soll der Einsatz gefährlicher Pflanzenschutzmittel nach Vorstellung der Kommission EU-weit halbiert werden. In Vogelschutz- oder Fauna-Flora-Habitat-Gebieten wären der Einsatz von Insekten-, Pflanzen- und Pilzvernichtern dann tabu.

Während Umweltschützer die Pläne begrüßen, laufen die Bauern Sturm. 3,5 Millionen Hektar Ackerfläche und intensive Kulturen in Schutzgebieten seien betroffen, rechnet der Deutsche Bauernverband vor. Bis zu sieben Millionen Tonnen Ertragsverluste nennt der Verband als Folge. Die Bundestagsfraktion von CDU/CSU will nun den Druck auf Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) erhöhen, das Vorhaben zu stoppen.

In zahlreichen Städten wie hier in Mainz demonstrierten die Bauern gegen die EU-Pläne.
In zahlreichen Städten wie hier in Mainz demonstrierten die Bauern gegen die EU-Pläne. © dpa | Ira Schaible

Unionsfraktion warnt vor steigenden Lebensmittelpreisen

"Die Pflanzenschutzmittel-Verordnung aus Brüssel geht an der landwirtschaftlichen Wirklichkeit vorbei und muss zwingend umfassend korrigiert werden. Sonst wird die landwirtschaftliche Erzeugung in Deutschland weiter sinken, die Preise für Lebensmittel noch mehr steigen und unsere hohen Standards durch billige Lebensmittelimporte aus Drittländern unterlaufen", sagte der Vorsitzender der Unionsarbeitsgruppe für Ernährung und Landwirtschaft, Albert Stegemann, unserer Redaktion. Die Ernährungssicherheit durch vorwiegend heimische Produkte müsse Vorrang haben.

Noch in dieser Woche will die Union daher im Bundestag einen Antrag einbringen, der unserer Redaktion vorab vorliegt. Darin fordern CDU und CSU die Regierung auf, sich gegen ein generelles Verbot von Pflanzenschutzmitteln in landschaftlichen Schutzgebieten einzusetzen. Bei der Reduktion von Pflanzenschutzmitteln müsse berücksichtigt werden, dass in Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedsstaaten bereits strenge Vorschriften gelten würden, heißt es weiter.

Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.