Berlin. Am Freitagabend hatte Gazprom die Lieferungen nach Europa eingestellt. Am Montag reagieren die Märkte – der Gaspreis schießt nach oben.

Der Gaspreis in Europa steigt am Montag zu Handelsbeginn stark an. Am Freitag war der Preis für Gas noch um 12 Prozent gesunken, nachdem das russische Unternehmen Gazprom angekündigt hatte, die Lieferungen würden am Samstagmorgen wieder aufgenommen. Als Gazprom dann wenig später mitteilte, die Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 würden bis auf Weiteres gestoppt, war der Gashandel an den Energiebörsen bereits beendet.

Nun schnellte der europäische Future um 30 Prozent nach oben. Eine Megawattstunde kostet derzeit 272 Euro. Der Gaspreis nähert sich damit dem bisherigen Rekord von zuletzt fast 350 Dollar.

Gazprom hatte am Freitagabend angekündigt, an einer Turbine der Pipeline Nord Stream 1 sei ein Ölleck entdeckt worden, deshalb seien Reparaturarbeiten notwendig. "Bis zur Reparatur (...) ist die Lieferung von Gas via Nord Stream komplett eingestellt", erklärte der russische Energiekonzern. Angaben zur Dauer der Reparatur machte Gazprom nicht.

Gaspreis: Einspeicherung soll trotz Lieferstopp weitergehen

Die Bundesregierung und die Bundesnetzagentur hatten am Freitag auf die Gazprom-Ankündigung reagiert. Die Lage auf dem Gasmarkt sei zwar angespannt, die Versorgungssicherheit aber gewährleistet, sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums. Die Meldungen von Gazprom habe man zur Kenntnis genommen.

"Wir kommentieren diese in der Sache nicht, aber die Unzuverlässigkeit Russlands haben wir in den vergangenen Wochen bereits gesehen und entsprechend haben wir unsere Maßnahmen zur Stärkung der Unabhängigkeit von russischen Energieimporten unbeirrt und konsequent fortgesetzt. Dadurch sind wir jetzt wesentlich besser gerüstet als noch vor einigen Monaten."

Ähnlich äußerte sich die Bundesnetzagentur. "Aufgrund der verstärkten Maßnahmen der vergangenen Monate ist Deutschland auf einen Ausfall der russischen Lieferungen mittlerweile besser vorbereitet", teilte die Behörde mit. "Es sind aber weitere Anstrengungen erforderlich." Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller verwies per Twitter unter anderem auf die geplanten LNG-Terminals, die wachsende Gas-Einspeicherung und Einsparmaßnahmen. "Gut, dass Deutschland inzwischen besser vorbereitet ist, jetzt kommt es aber auf jede/n an", schrieb Müller weiter.

Trotz des anhaltenden Lieferstopps kann in Deutschland weiter Erdgas eingespeichert werden, sagte der Geschäftsführer des Branchenverbandes Initiative Energien Speichern (INES), Sebastian Bleschke, der Deutschen Presse-Agentur. Der vergangene Mittwoch als erster Tag der Lieferunterbrechung habe dies bereits gezeigt.

Gaslieferungen: Ölleck laut Siemens kein Grund für Lieferstopp

Der Hersteller der Turbine, das deutsche Unternehmen Siemens Energy, hatte erklärt, das von Gazprom angeführte Ölleck sei kein "technischer Grund", um die Gaslieferung zu stoppen.

Solche Lecks beeinflussten normalerweise nicht den Betrieb einer Turbine, hieß es von dem in München ansässige Unternehmen. Diese Lecks könnten vor Ort geschlossen werden, was eine "Routinemaßnahme während Wartungsarbeiten" sei. In der Vergangenheit hätten derartige Lecks nicht zu Betriebseinstellungen geführt. (pcl/mit dpa)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.