Berlin. Tausende Zeitschriften könnte es in Deutschland schon bald nicht mehr geben, warnen die Verlegerinnen und Verleger. Das sind die Gründe

Massive Steigerungen bei den Ausgaben für Papier und Energie, die erhoffte Erholung bei den Einnahmen aus dem Anzeigengeschäft bleibt wegen des Kriegs in der Ukraine aus: Die deutschen Zeitschriftenverleger sehen wegen dieser dramatischen Zuspitzung ihrer wirtschaftlichen Lage die Existenz Tausender Titel akut gefährdet.

„Ein Drittel der Fachzeitschriften sind existenziell bedroht“, warnt Philipp Welte, Vorstandssprecher des Medienverbands der freien Presse (MVFP), am Dienstag. Der MVFP ist aus dem Verband der Zeitschriftenverleger (VDZ) hervorgegangen und vertritt die Interessen von rund 400 Verlagen.

Papierpreise steigen um 150 Prozent

Welte berichtet von Steigerungen bei den Papierpreisen von 150 Prozent: „Viele Verlage wissen nicht, auf welchem Papier sie im dritten und vierten Quartal ihre Zeitschriften drucken sollen.“ Hinzu kämen drastische Steigerungen bei den Energiepreisen. Dies betrifft etwa die Druckereien.

Philipp Welte, Vorstandssprecher des Medienverbands der freien Presse und Vorstand beim Burda-Verlag.
Philipp Welte, Vorstandssprecher des Medienverbands der freien Presse und Vorstand beim Burda-Verlag. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Monika Skolimowska

„Damit droht ein dramatischer Kahlschlag in dieser weltweit einzigartigen publizistischen Vielfalt, auf die wir in Deutschland stolz sind“, sagt Welte. Bis 2024 könnten 2000 der 7000 Zeitschriftentitel verschwinden.

MVFP-Bundesgeschäftsführer Stephan Scherzer fordert angesichts dieser Lage vom Bund erneut eine „diskriminierungsfreie Förderung der Zeitungen und Zeitschriften“. Scherzer: „Das Risiko irreparabler Schäden für die Pressefreiheit in Deutschland ist hoch.“

Umsatz noch immer unter Vor-Corona-Niveau

Die deutsche Zeitschriftenbranche kam im Jahr 2021 auf einen Umsatz von 19,4 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es 18,8 Milliarden Euro. 2019, vor der Corona-Pandemie, erlöste die Branche nach Verbandsangaben noch 20,2 Milliarden Euro. Ein zunächst erwartetes Plus beim Anzeigenumsatz in diesem Jahr fällt wegen des Kriegs in der Ukraine wohl aus, hieß es.

Die Branche diskutiert mit der Bundespolitik bereits seit Jahren über Millionenhilfen für die Verlage, speziell für gedruckte Publikationen – bislang jedoch ohne Ergebnis.

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