Essen. Medienkonzern begründet den Schritt mit Unwilligkeit des Verlegerverbandes bei Reformen und Neubesetzung der Führung.

Die Auseinandersetzung zwischen der FUNKE Mediengruppe und dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) über ausstehende Reformen und ihren umstrittenen Präsidenten Mathias Döpfner hat eine neue Stufe erreicht. In einem Schreiben vom 4. März an die Vizepräsidenten des Verbandes hat FUNKE Geschäftsführer Christoph Rüth angekündigt, dass die FUNKE-Aufsichtsratsvorsitzende Julia Becker das Angebot einer Vizepräsidentschaft ablehne und FUNKE seine Mitgliedschaft im Verband bis zum 30. Juni 2022 fristwahrend kündigen werde.

Hintergrund des Streits ist die aus Sicht von FUNKE mangelnde Bereitschaft der BDZV-Führung, den Verband zu reformieren sowie Veränderungen an der Spitze herbeizuführen. FUNKE-Geschäftsführer Rüth begründet in seinem Brief den Schritt mit schwindendem Vertrauen und wirft dem Verband vor, er räume einzelne Positionen von FUNKE ab, "bevor eine vertiefte Auseinandersetzung überhaupt begonnen hat". Dieses Verhalten sei mit der Prämisse, "es dürfe keine Tabus im Modernisierungsprozess geben, nicht zu vereinbaren".

FUNKE forderte vor Wochen Döpfners Rücktritt

Bereits vor Wochen hatte die FUNKE Mediengruppe, zu der auch dieses Portal gehört, den Rücktritt von Verbandspräsident Mathias Döpfner gefordert. Der Vorstandsvorsitzende von Axel Springer hatte in einer privaten und später geleakten Kurzmitteilung behauptet, dass die meisten Journalisten "zu Propaganda-Assistenten" geworden seien und von einem neuen "DDR-Obrigkeitsstaat" gesprochen.

Aus Protest gegen den Präsidenten war bereits Vizepräsident Thomas Düffert, Chef der Mediengruppe Madsack, von seinem Posten zurückgetreten. Daraufhin hatte der Verband Julia Becker, Aufsichtsratsvorsitzende der FUNKE Mediengruppe, den Posten angeboten, ohne auf die Forderungen der FUNKE Mediengruppe einzugehen. Mit der Ablehnung des Postens und dem Austritt verliert der BDZV jetzt eines seiner größten Mitglieder.

FUNKE-Aufsichtsratsvorsitzende lehnt Posten ab

In dem Brief an die Spitze des Verbandes betont FUNKE-Geschäftsführer Rüth, "in vollem Einverständnis mit den drei FUNKE-Eigentümern Julia Becker, Nora Marx und Niklas Wilcke", dass FUNKE mit diesem Schritt "den Spekulationen um das Machtgerangel im BDZV ein klares Signal entgegensetzen und das Augenmerk auf den Kern unserer Diskussion" lenken wolle. Das seien "die Werte, für die wir als Branche im Journalismus und im Umgang mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stehen und stehen wollen".

FUNKE bekräftigt in dem Schreiben, dass man trotz des angekündigten Austritts einen "modernen, schlagkräftigen und vor allem glaubwürdigen Verband für wichtiger denn je" halte und dass FUNKE sich bis zum Ende der Mitgliedschaft in allen Gremien "mit ganzer Kraft für die Erneuerung des BDZV einsetzen" werde. Noch hoffe man darauf, "dass sich der BDZV endlich in die richtige Richtung zu bewegen beginnt". (fmg)