Hamburg. Kultläden haben eine besondere Atmosphäre. Wir stellen die Inhaber und ihre Konzepte vor. Heute: Tradition am Neuen Wall.

Wilfried Weber, der 2016 verstorbene Mitinhaber, nannte das Umfeld, in dem sich sein Geschäft befand, immer ein wenig spöttisch die „Luxuswüste“ Neuer Wall. Sein Geschäft, das war die Buchhandlung Felix Jud, jene wohl berühmteste Buchhandlung Hamburgs, die sich seit vielen Jahren so hübsch an die Mellinpassage schmiegt und außerdem so tapfer zwischen die Shopping-Tempel der City quetscht. Diese sind zudem in jüngerer Vergangenheit immer austauschbarer geworden. Da ist eine klassische inhabergeführte Unternehmung ohnehin wie die nach seinem aus Niederschlesien stammenden Gründer Benannte in jederlei Hinsicht eine willkommene Abwechslung.

Marina Krauth sagt es etwas anders: „Unsere Kunst- und Buchhandlung findet sich in dem einen oder anderen Reiseführer. Die Stadt muss also auch aus touristischen Gründen darauf achten, dass in der City mehr als nur die üblichen, ein Stück weit austauschbaren Markengeschäfte vertreten sind.“ Die nach Wilfried Webers Tod verbliebene Inhaberin ist aber klug genug, den eigenen Laden in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Überhaupt will sie nicht nur auf den eigenen Nabel schauen. Manche, sagt Krauth (61), die einst bei Felix Jud lernte, dann in München Germanistik, Kunstgeschichte und Spanisch studierte, nach Hamburg zurückkam und 1993 in den Rang der Mitinhaberin aufstieg, „haben uns in der Buchbranche mitunter für arrogant gehalten – was wir nie sein wollten“.