Berlin. Jeder dritte Deutsche würde gerne von zu Hause arbeiten. Daher möchte die SPD Home Office stärken. Die Heimarbeit hat aber Nachteile.

Jeder dritte Deutsche würde gerne zumindest ab und zu von zu Hause aus arbeiten. Das geht aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor. Die SPD möchte nun ein Recht auf Arbeiten von zu Hause gesetzlich verankern. Das geht aus einem Strategiepapier hervor, das unserer Redaktion vorliegt.

Ziel sei, dass Arbeitnehmer künftig von den „digitalen Vorteilen profitieren können“, heißt es in dem Papier zur künftigen Arbeitswelt.

Arbeitgeber sollen begründen, warum Heimarbeit nicht möglich ist

Bereits im Januar hatte der „Spiegel“ berichtet, dass das Bundesarbeitsministerium an einem neuen Gesetz arbeite, das Home Office stärken soll.

Sollte der Wunsch eines Arbeitnehmers nach Home Office nicht stattgegeben werden, müsse das Unternehmen künftig begründen, warum dies nicht möglich sei. Bisher braucht es für die Ablehnung des Wunsches nach Heimarbeit keine Begründung.

In Deutschland arbeitet rund jeder Zehnte von zu Hause

Ein ähnliches Gesetz, wie es vom Bundesarbeitsministerium gefordert wird, existiert bereits in den Niederlanden. Björn Böhning, Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium, sagte dem „Spiegel“: „Die Digitalisierung verändert die Herrschaftsbeziehungen.“ Daher müsse man sicherstellen, dass die Menschen von der Veränderung profitieren, so der Staatssekretär.

Möchte Home Office stärken: Staatssekretär Björn Böhning.
Möchte Home Office stärken: Staatssekretär Björn Böhning. © imago/Reiner Zensen | Reiner Zensen

Laut dem Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung arbeiteten 2016 bereits zwölf Prozent der Deutschen von zu Hause aus. Jeder fünfte der übrigen Arbeitnehmer würde sich ebenfalls wünschen, zumindest gelegentlich von zu Hause zu arbeiten. Nach DIW-Informationen sei Home Office bei bis zu 40 Prozent der Deutschen grundsätzlich möglich.

Deutschland hinkt im internationalen Vergleich hinterher

Nach einer Erhebung des Statistischen Amts der Europäischen Union wird in anderen europäischen Ländern bereits deutlich häufiger als in Deutschland von zu Hause aus gearbeitet. So haben in Norwegen bereits 38 Prozent bereits von zu Hause aus gearbeitet. Auch in Island und den Niederlanden ist rund jeder Dritte im Home Office tätig. In Frankreich ist es immerhin rund jeder Vierte.

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In den USA kehrt sich aktuell der Trend vom Home Office wieder um. Lange Zeit stieg die Nachfrage nach der Arbeit zu Hause an, aktuell kehren die Unternehmen aber wieder zum klassischen Arbeitsplatz im Unternehmen zurück. Nur noch 22 Prozent arbeiten von zu Hause aus.

Home Office macht glücklich – aber auch krank

Verwunderlich ist diese Entwicklung nicht unbedingt. Denn Home Office ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits soll die Arbeit von zu Hause glücklich und produktiv machen. 91 Prozent derjenigen, die von zu Hause aus arbeiten, gaben an, dass sie produktiver als im Büro seien.

Theoretisch ist das für Arbeitnehmer und Arbeitgeber eine „Win-Win-Situation“. Arbeitswege fallen weg, die Tätigkeit im gewohnten Umfeld kann zu einem höheren Wohlfühlfaktor führen.

Aber es gibt auch Kritik am Home Office. Zwar sind Heimarbeiter glücklicher, aber auch häufiger krank. Das fand die Internationale Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen heraus. Demnach leiden Menschen, die regelmäßig von zu Hause aus arbeiten, häufiger unter Schlaflosigkeit und Stress.

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In Deutschland liegt Nordrhein-Westfalen beim Home Office vorne

Beliebt ist Home Office in Deutschland einer Auswertung des Bildungsanbieters WBS zufolge vor allem Nordrhein-Westfalen. In Düsseldorf und Bochum seien im vergangenen Jahr die meisten Home-Office-Stellen ausgeschrieben worden. Berlin landete in dem Ranking dagegen nur auf dem neunten Rang.