Berlin. Wegen der Dürre im Sommer mussten Bauern mehr gießen – oder ernteten weniger. Beides treibt die Preise für typisches Herbstgemüse hoch.

Es ist ein Klassiker der deutschen Küche – der Grünkohl. Inzwischen wird das Gemüse unter dem englischen Namen „Kale“ auch als „Superfood“ vermarktet. Doch egal ob als Hausmannskost oder Trend-Essen: Der Grünkohl könnte dieses Jahr teurer werden.

Denn: Die rekordverdächtige Hitze und Dürre der Sommermonate hat die Wintergemüseernte stark beeinträchtigt. Auch Weiß- und Rotkohl stehen in den kommenden Monaten weniger zu Verfügung als in den Vorjahren. Einige Bauern ernteten zwar so viel wie in den Vorjahren, bezahlten dafür aber deutlich mehr für die Bewässerung, was den Preis treibt. Andere investierten nicht so viel, ernten dafür weniger.

Bei Grün- und Rotkohl fehlen 50 Prozent, bei Weißkohl 40 Prozent

Gemessen am langjährigen Durchschnitt liegt der Ausfall bei Weißkohl in einigen Regionen bei bis zu 40 Prozent, beim Rotkohl sind es bis zu 50 Prozent. Beim Grünkohl fehle etwa die Hälfte, heißt es beim Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie (BOGK). „Für die gemüseverarbeitende Industrie ist diese Situation eine enorme Belastung. Denn die Unternehmen haben nur einen Bruchteil der erwarteten Rohware erhalten“, sagt BOGK-Geschäftsführer Christoph Freitag,

Auch die Kartoffelernte fiel geringer aus als im vergangenen Jahr. Für die Knollenfrucht rechnet Martin Umhau von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) daher mit einem Preisanstieg von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der hohe zu erwartende Zuwachs bei den Kartoffelpreisen hänge aber auch mit einem Überangebot im vergangenen Jahr zusammen, das die Preise sinken ließ. Auch Möhren, Rote Bete und Sellerie sprießen nach Verbandsangaben nicht so üppig wie sonst.

Bauern müssen mit kleineren Gewächsen leben

Einer der betroffenen Landwirte, Torben Wegener, zeigt den Grünkohl von seinen Feldern. Er hat dem Gemüse mit künstlicher Bewässerung beim Wachsen geholfen.
Einer der betroffenen Landwirte, Torben Wegener, zeigt den Grünkohl von seinen Feldern. Er hat dem Gemüse mit künstlicher Bewässerung beim Wachsen geholfen. © dpa | Holger Hollemann

Dass Bauern im Kohlsegment mit weniger prallen Gewächsen als im Vorjahr leben mussten, bestätigt Friedrich von Schönberg: „Nur halb so groß wie sonst, teilweise ist er noch kleiner“, sagte der Landwirt aus Kerpen-Blatzheim bei Köln der Deutschen Presse-Agentur über die rote Variante auf seinen Felder. Auch Weiß- und Grünkohl seien in diesem Jahr kleiner als üblich.

Vor allem beim Grünkohl musste von Schönberg große Verluste hinnehmen. Schuld ist die Dürre des Sommers. Nun fehlt das Gemüse, das der Landwirt eigentlich dem Obst- und Gemüseverarbeiter Stollenwerk liefern wollte.

„Die Qualität der Rohware unserer Vertragslandwirte in diesem Jahr ist derart schlecht, dass wir versuchen müssen, jedes Gramm zu ernten, um noch Ertrag einholen zu können“, klagt Stollenwerk-Geschäftsführer Erich Mauer. Im Schnitt werde dem Unternehmen 50 bis 60 Prozent weniger als vereinbart angeliefert.

Preissteigerungen schon konkret prognositziert

Für Rot- und Weißkohl werden die Preissteigungen schon konkret prognostiziert - von der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI). Normalerweise kosteten 10 Kilo Weißkohl knapp vier Euro, erklärt Gabriele Held von der AMI. Aktuell koste der Weißkohl jedoch selbst bei Aktionsangeboten je Kilo zwischen 59 und 89 Cent.

Ob die Kohlpreise am Ende tatsächlich steigen, bleibt unklar. Unter anderem müssten dafür die Bestände aus den vorherigen Erntejahren aufgebraucht werden. Genaue Zahlen zu den Lagerbeständen kann der BOGK aber nicht geben, diese würden dem Verband nicht zurückgemeldet, heißt es. Geschäftsführer Freitag rechnet dennoch damit, dass die Lagerbestände noch in diesem Jahr zur Neige gehen könnten, weil die Nachfrage die Bestände übersteigen könnte. (ses/dpa)