Berlin. Mehr Grünschnitt, bessere Klimaanlagen und Weichen: Der Konzern reagiert mit Millioneninvestitionen auf die Extreme des Klimawandels.

Starkregen, Überflutungen, Stürme, Dürre, eisige Tage oder heiße Temperaturen: Der Klimawandel beschert der Welt Wetteränderungen mit teilweise extremen Ausschlägen. Auch in Deutschland. Die Folgen bekommen nicht nur Bürger zu spüren, sondern auch die Deutsche Bahn mit ihrem 34.000 Kilometer langem Schienennetz. Immer wieder entwurzeln Stürme Bäume, die auf Gleise fallen. Extremfrost vereist Weichen, Schienen brechen. In heißen Sommern besonders unangenehm: Klimaanlagen fallen aus, wenn man sie am dringendsten bräuchte.

„Die Bahn steht durch den Klimawandel vor großen Herausforderungen“, resümiert Hans Joachim Schellnhuber, Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), der für die Bahn die wetterbedingten Auswirkungen des Klimawandels untersucht hat.

Deutschland drohten vor allem größere Temperaturschwankungen mit extremer Hitze bis 45 Grad, aber auch mit sibirischer Kälte wie in diesen Tagen. Stürme seien zwar nicht stärker als früher, zögen aber vermehrt außerhalb der klassischen Saison von November bis Februar durchs Land, etwa im Frühjahr und Sommer. „Zugleich ist die Bahn als ökologisches Verkehrsmittel wichtiger Teil der Lösung, um die Erderwärmung zu begrenzen“, so der Klimaforscher: „Nur mit einer Verkehrswende lassen sich die Klimaziele bis 2030 erreichen.“

Bahn schließt Stilllegungen des Zugverkehrs nicht aus

Der neue Bahnchef hört die Signale wohl. Erst im Januar legte Sturmtief „Friederike“ bundesweit den Fernverkehr komplett lahm. Im vergangenen Jahr sorgten die Stürme „Paul“, „Xavier“ und „Herwart“ für Schäden, die den Gewinn des Staatskonzerns 2017 mit 70 bis 80 Millionen Euro belasten, so Vorstandschef Richard Lutz. Und auch weitere vorübergehende Stilllegungen des Zugverkehrs will Lutz nicht ausschließen. „Die Einstellung des Fernverkehrs in einer Extremsituation war eine richtige Entscheidung. Sie wird in ähnlichen Fällen auch künftig für uns die Ultima Ratio sein.“

Angesichts der hohen Schäden will die Bahn präventiv stärker aktiv werden. „Wir müssen uns auf Extremwetterlagen vorbereiten – und brauchen mehr Robustheit im System“, sagt Lutz. Das betreffe sowohl Fahrzeuge als auch die Infrastruktur – wie die Leittechnik.

Konkret verstärkt der Konzernchef den Grünschnitt der Bäume entlang der Trassen. Dafür stellt die Bahn weitere 150 Mitarbeiter ein und investiert jährlich 100 Millionen Euro. Ein Problem dabei: Die Bahn muss sich oft erst über Behörden den Zugang zu privaten Grundstücken und Wäldern von Kommunen entlang der Gleise beschaffen.

Komplettausfall der Klimaanlage sei im ICE4 ausgeschlossen

Die Klimaanlagen sollen in den Zügen verbessert werden. In den neuen ICE4 werden Komplettausfälle bereits durch zwei unabhängige Kühlsysteme ausgeschlossen, berichtet Lutz. Die Klimaanlagen der übrigen ICE werden durch Generalüberholungen auf Vordermann gebracht.

An den Schienen wurden 49.000 der 70.000 Weichen mit Heizungen ausgestattet, damit die beweglichen Teile nicht einfrieren. Stellwerke erhielten Kühleinrichtungen, was die hitzebedingten Störungen seit 2015 bereits um 20 Prozent reduziert hat.

Bahn setzt auf Umweltfreundlichkeit

Zudem will die Bahn die Treibhausgasemissionen reduzieren. Das Konzernziel: „Wir wollen bis 2050 CO2-frei sein.“ Schon heute fahre die Bahn im Fernverkehr zu 100 Prozent mit Ökostrom, im Nahverkehr sind es 42 Prozent. Bis 2030 soll der Anteil des Ökostroms insgesamt auf 70 Prozent steigen. Lutz erwartet, dass sich Verkehre künftig stärker auf die Schiene verlagern, wie dies im Koalitionsvertrag der möglichen neuen Regierung fixiert ist.

Vor einem Fahrverbot für Dieselloks fürchtet sich Lutz nicht. Die Bahn sei zu 60 Prozent elektrifiziert, Ziel seien 70 Prozent. Dieselloks gebe es zwar, aber diese seien in der Regel nicht in Ballungsräumen mit hoher Luftverschmutzung im Einsatz.