Berlin. Jeder Sechste spart nichts zusätzlich zu der gesetzlichen Rente. Viele lassen sich von einem zu unübersichtlichen Markt abschrecken.

Es war einer der großen Streitpunkte bei den Koalitionsverhandlungen von Union und SPD: die Sicherung des Rentenniveaus. Allzu große Hoffnungen auf mehr Geld im Alter dürfen sich die meisten Menschen nach dem gefundenen Kompromiss aber nicht machen.

Bis zum Jahr 2025 soll das Rentenniveau – also das Verhältnis der Rente zum Lohn – nicht unter 48 Prozent fallen, so die Vereinbarung. Für viele gilt auch künftig: Wer nicht zusätzlich zur staatlichen Rente spart, der droht im Alter in Armut abzurutschen.

Umso erstaunlicher ist, dass sich offenbar nur wenige Verbraucher um eine zusätzliche finanzielle Absicherung kümmern. Das geht aus einer Umfrage des Verbraucherportals Finanztip hervor, für die 1000 Verbraucher befragt wurden. 15 Prozent der Befragten sorgen laut der Studie überhaupt nicht privat fürs Alter vor.

Vielzahl der Rententarife schreckt ab

Unter den Geringverdienern, die heute bis zu 1500 Euro monatliche Einnahmen haben, verzichten sogar 29 Prozent auf eine zusätzliche Vorsorge – in den meisten Fällen wohl schlicht aus Geldmangel. Ein Beschäftigter mit durchschnittlichem Gehalt muss bei dem nun beschlossenen Rentenniveau ohne zusätzliche Vorsorge damit rechnen, dass die gesetzliche Alterssicherung später in der Größenordnung von 1100 bis 1200 Euro monatlich liegt.

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    Die Umfrage zeigt auch: Viele, die Geld beiseitelegen, um die gesetzliche Rente aufzustocken, wählen ungünstige Sparmethoden. Würden sie geschickter vorgehen, könnten sie höhere Erträge für ihr Alter erzielen. Mehr als die Hälfte der Gering- und Durchschnittsverdiener nutzen demnach für die zusätzliche Altersvorsorge traditionelle Sparbücher, die derzeit keine Zinsen bringen. Oder sie sammeln ihr Erspartes zu Hause in der Schublade – allein wegen der Inflation bedeutet dies einen zunehmenden Wertverlust.

    Markt ist für Verbraucher unübersichtlich

    Dass viele Verbraucher sich nur wenig um ihre Altersvorsorge kümmern, liegt laut Finanztip auch an dem großen Angebot an Produkten. Für viele Verbraucher ist es schwer, sich einen Überblick zu verschaffen. Der Markt sei riesig und „voller schlechter Angebote“. So gebe es allein 277 Tarife von insgesamt 40 Anbietern für die staatliche Rürup-Rente, sagt Finanztip-Expertin Sara Zinnecker.

    Welche Altersvorsorge passt, hängt von der individuellen Situation des Verbrauchers ab – also etwa von seinem Alter, ob er Angestellter oder selbstständig ist oder ob er demnächst eine Immobilie kaufen will.

    Das Verbraucherportal empfiehlt in jedem Fall zu prüfen, ob die staatlich geförderte Riester-Rente Sinn ergibt. Ein Beispiel: Ein Angestellter, der noch mehr als 15 Jahre bis zur Rente Zeit hat, keinen Immobilienkauf plant, durchschnittlich verdient und sicher anlegen möchte, sollte über eine betriebliche Altersvorsorge oder einen Riester-Vertrag nachdenken.

    ETFs sind relativ wertbeständig

    Ausdrücklich empfehlen die Experten von Finanztip auch klassische Finanzprodukte für die Altersvorsorge. Wer mehr Rendite anstrebt und auch mehr Risiko in Kauf nehmen will, der kann zusätzlich monatliche Sparraten in kostengünstige Aktien-Indexfonds (ETFs) stecken. ETFs bilden die Wertentwicklung eines Aktienindex nach und sind relativ wertbeständig.

    ETFs, die viele Finanzexperten empfehlen, sind solche, die den MSCI World Index abbilden. Das ist ein Aktienindex, der die Entwicklung von über 1600 Aktien sämtlicher Industrieländer nachbildet. In den vergangenen drei Jahren sind die Kurse der meisten MSCI World ETFs über 26 Prozent gestiegen.