Frankfurt/Main. Der Berliner Essenslieferdienst Hellofresh sammelt bei Börsengang 318 Millionen Euro ein. Das Start-up will raus aus der Verlustzone.

Es waren zwei Anläufe nötig, bis der Essenslieferdienst Hellofresh das richtige Rezept für einen gelungenen Börsengang gefunden hat. Vor zwei Jahren bereits versuchte der Berliner Anbieter von Kochboxen bei einem Börsengang 2,5 Milliarden Euro einzusammeln. Nun hat es mit einem deutlich niedrigerem Preis für die Aktien geklappt. Am Donnerstag ist das Unternehmen erfolgreich an der Frankfurter Börse gestartet. Der erste Kurs lag über dem Ausgabepreis von 10,25 Euro – bei 10,60 Euro.

„Wir sind super zufrieden“, sagte Unternehmenschef Dominik Richter, kurz nachdem er die Börsenglocke geläutet hatte. „Vor weniger als sechs Jahren sind wir gestartet und nun auf dem Parkett – das ist ein tolles Gefühl“. Um das aus der Start-up-Schmiede Rocket Internet stammende Unternehmen zu verstehen, muss man die Webseite Hellofresh im Internet ansteuern. „Herzhaft-deftig, proteinreich und als Beilage frisches Gemüse“ – so sieht dort der Speiseplan für diese Woche aus. Kalorienarm soll das Ganze sein – und schnell zu kochen. Das kommt vor allem bei den Kunden aus der Großstadt an.

Hellofresh liefert frische Zutaten in abgestimmten Kochboxen

Hellofresh ist kein gewöhnlicher Lieferdienst wie beispielsweise der unlängst an die Börse gegangene Lieferdienst Delivery Hero. Das Unternehmen liefert, passend zu wöchentlich wechselnden Kochrezepten, frische Zutaten in abgestimmten Kochboxen. Über 1,3 Millionen Kunden zählt das Unternehmen bislang nach eigenen Angaben. Noch schreibt Hellofresh Verluste. Das soll sich aber spätestens in den kommenden 15 Monaten ändern, versprach Hellofresh-Chef Richter unlängst.

Geld jedenfalls ist grundsätzlich für die nächsten Schritte des Unternehmens vorhanden: 318 Millionen Euro sind dem Konzern im Zuge des Börsenganges zugeflossen. Mit dem Geld will Hellofresh weiter im Ausland expandieren. Ob der Kurs der Aktie in Zukunft an der Börse steigen wird, hängt wesentlich davon ab, inwieweit Börsenanleger an ein weiteres Wachstum von Hellofresh glauben. Angesichts der schwächelnden Konkurrenz in den USA sind die Aussichten jedenfalls nicht schlecht.

Zuletzt schwächelte der US-Konkurrent Blue Apron

Das US-Unternehmen Blue Apron, das einen ähnlichen Service anbietet, hat wegen sinkender Kundenzahlen und der Furcht vor Konkurrenz durch den Onlinegiganten Amazon seit seinem Börsendebüt im Juni rund die Hälfte seines Börsenwertes verloren. Doch der Expansionskurs ist teuer. Im ersten Halbjahr 2017 stieg der Betriebsverlust (bereinigtes Ebitda) von Hellofresh auch wegen gestiegener Marketingkosten auf 46,5 (Vorjahr: 45,7) Millionen Euro, während der Umsatz um 49 Prozent auf 435 Millionen Euro wuchs.

Anders als Blue Apron ist Hello­fresh neben den USA auch in Großbritannien, Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Australien, Österreich, der Schweiz und Kanada tätig. Doch auch für Hellofresh sind die USA der wichtigste Markt, mehr als 60 Prozent der Erlöse erwirtschaftet das Unternehmen dort. Hellofresh war nach dem Essenslieferdienst Delivery Hero der zweite Börsengang einer Rocket-Internet-Beteiligung. Doch anders als bei Delivery Hero machte Rocket diesmal nicht Kasse, die Erlöse aus der Hellofresh-Emission flossen allein dem Berliner Unternehmen zu.