Hamburg. Schwere Vorwürfe gegen VW, Audi, Porsche, BMW und Daimler: Die Autohersteller sollen sich über Jahrzehnte im Geheimen abgestimmt haben.

  • Laut einem „Spiegel“-Bericht haben sich Autohersteller über Jahre heimlich getroffen
  • Bei den Treffen ging es im Bestellungen bei Zulieferern und Technikfragen
  • Dabei ging es wohl auch um Abgasmanipulation bei Diesel-Fahrzeugen

Die deutschen Autobauer sehen sich nach einem Medienbericht mit einem scharfen Kartellvorwurf konfrontiert. So sollen sich Volkswagen, Audi, Porsche, BMW und Daimler in geheimen Arbeitskreisen zu Technik, Kosten und Zulieferern abgesprochen haben, wie der „Spiegel“ am Freitag berichtete.

Das Nachrichtenmagazin berief sich auf einen Schriftsatz, den VW bei den Wettbewerbsbehörden eingereicht haben soll. Auch Daimler habe eine „Art Selbstanzeige“ bei den Wettbewerbsbehörden hinterlegt. Volkswagen, Daimler und BMW wollten sich nicht zu dem Bericht äußern. Daimler und BMW sprachen von „Spekulationen“. Die Aktien der Autobauer sackten deutlich ab.

Absprachen angeblich seit 90er-Jahren

Der Vorwurf wiegt schwer: Mehr als 200 Mitarbeiter der Unternehmen sollen sich seit den 1990er-Jahren in geheimen Arbeitskreisen abgestimmt und den Wettbewerb außer Kraft gesetzt haben. Es soll dabei um alle Details der Autoentwicklung gegangen sein. Dazu gehören demnach auch Absprachen zur Technik für die Diesel-Abgasreinigung.

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    Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, hat im Zusammenhang mit einem möglichen Kartell unter den großen deutschen Automobilherstellern die Bundesregierung zum Handeln aufgerufen und ihr vorgeworfen, sie habe sich zum „Handlanger“ der Autoindustrie gemacht. Hofreiter sagte unserer Redkation: „Die deutsche Autoindustrie kommt aus den Schlagzeilen nicht raus bis alle Ungereimtheiten und Tricksereien aufgearbeitet sind. Genauso lange bleibt das Image von Produkten Made in Germany ramponiert.“

    Hofreiter fordert Transparenzoffensive

    Zur Rolle der Politik sagte er zudem: „Die Bundesregierung darf nicht länger Handlanger beim Vertuschen und Schönreden bleiben und die Bosse der Autoindustrie müssen endlich alles auf den Tisch packen. Wir brauchen endlich eine Transparenzoffensive. Das sind die Chefs der Autokonzerne und die Bundesregierung den Arbeitnehmern, den Verbrauchern und den Menschen in den Städten schuldig.“

    In den Arbeitsgruppen sei es auch um die Auswahl von Lieferanten oder die Festlegung von Kosten für Fahrzeugbauteile gegangen, berichtete das Magazin. Es bestehe „der Verdacht“ – so soll es in der Selbstanzeige von VW auch für Audi und Porsche laut „Spiegel“ heißen –, dass es zu „kartellrechtswidrigem Verhalten“ gekommen sei. (dpa)