Ländergarantien retten das Geldhaus. Auch Haspa besteht Prüfung der EZB

Hamburg. Monatelang standen die Vorstände und viele Mitarbeiter der HSH Nordbank und der Haspa unter Anspannung. Sie alle – wie ihre Kollegen in 128 anderen europäischen Geldhäusern – arbeiteten auf das Ziel hin, den Stresstest der neuen europäischen Bankenaufsicht zu bestehen. Eine Fülle von Bilanzdaten musste zusammengetragen und mit Unterstützung von Wirtschaftsprüfern bewertet werden.

Bis kurz vor dem Abschluss des Tests in der vorigen Woche blieben Fragen offen, wie die Aufseher bestimmte Bilanzpositionen behandeln würden. Das betraf nicht zuletzt Schiffskredite. Daher galt unter den deutschen Instituten vor allem die HSH Nordbank, noch immer der weltgrößte Schiffsfinanzierer, als Wackelkandidat. Am Sonntagmittag löste sich die Spannung: Die Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein hat bestanden, allerdings mit dem knappsten Ergebnis aller deutschen Banken, die die Hürde nahmen.

Unter den Bedingungen eines von den Prüfern vorgegebenen „Extremszenarios“, das eine dreijährige Rezession in den Jahren 2014 bis 2016 mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um gut zwei Prozent, einem Einbruch von Aktienkursen und Immobilienpreisen sowie steigenden Zinsen simulierte, durfte die sogenannte harte Kernkapitalquote bis auf 5,5 Prozent zusammenschmelzen. Die HSH brachte es unter diesen Annahmen auf 6,1 Prozent.

Naturgemäß stand für HSH-Chef Constantin von Oesterreich am Sonntag die Tatsache, dass die Landesbank bestanden hat, im Vordergrund. „Dieses positive Ergebnis ist wichtig für die HSH Nordbank, unsere Kunden und die gesamte Belegschaft“, wird er in einer Stellungnahme der Bank zitiert. „Unser Blick ist jetzt klar in die Zukunft gerichtet.“ Dass die HSH Nordbank nur deshalb im grünen Bereich blieb, weil die Mehrheitseigner Hamburg und Schleswig-Holstein ihre Garantien für das Institut im Sommer 2013 wieder von sieben Milliarden Euro auf zehn Milliarden Euro aufgestockt haben, wird in der Mitteilung nur angedeutet. Die Aufstockung der Bürgschaften habe „zu diesem guten Resultat entscheidend beigetragen“, heißt es dort.

Dabei ist die Ausweitung des Garantierahmens noch gar nicht endgültig von der EU-Kommission genehmigt worden. Der Abschluss des entsprechenden Beihilfeverfahrens wird erst im Lauf des Jahres 2015 erwartet. Allerdings dürfte die Tatsache, dass die Prüfer unter dem Dach der Europäischen Zentralbank (EZB) die Garantien in voller Höhe anerkannt haben, als Vorentscheidung gelten.

Aufgrund der von der EZB zuvor gewählten Untergrenze – eine Bilanzsummer von 30 Milliarden Euro – wurde auch die Haspa zu den „systemrelevanten“ Banken gezählt, die künftig der europaweiten Branchenaufsicht unterliegen und sich daher dem Stresstest unterwerfen mussten. Harald Vogelsang, der Vorstandssprecher der Sparkasse, hatte in den zurückliegenden Monaten deutlich erkennen lassen, dass er nicht glücklich darüber ist, mit international agierenden Finanzkonzernen wie der Deutschen Bank in einen Topf geworfen zu werden.

„Die Haspa betreibt ein nachhaltiges, auf die Region ausgerichtetes Geschäftsmodell, das besonders risikoarm ist“, erklärte Vogelsang am Sonntag. „Im positiven Ergebnis der EZB sehen wir uns bestätigt.“ Die Haspa habe „für diesen sehr aufwendigen Prozess mehr als 20 Mitarbeiter abgestellt sowie externe Berater hinzugezogen.“ Obwohl die Datenanforderungen auf die Belange international operierender Banken ausgerichtet gewesen seien, „freuen wir uns, dass die EZB auch das regionale Geschäftsmodell einer Sparkasse zutreffend gewürdigt hat.“

Bei dem Stresstest haben insgesamt 25 Geldhäuser aus dem Euro-Raum die Hürde gerissen, davon allein neun aus Italien. Die Prüfer stellten bei den durchgefallenen Instituten Kapitallücken von zusammen 25 Milliarden Euro fest. Unter den Kandidaten aus Deutschland bestand lediglich der Immobilienfinanzierer Münchener Hypothekenbank den Test nicht. Basierend auf den Jahreszahlen von 2013 trat bei der MünchenerHyp im simulierten Krisenfall ein Kapitalloch von 229 Millionen Euro zu Tage, wie die EZB mitteilte. Die Bank hat im laufenden Jahr indes bereits mehr als 400 Millionen Euro bei ihren Eigentümern eingesammelt, sodass die Lücke schon geschlossen ist. Auch elf weitere Geldhäuser haben bereits im Laufe der vergangenen Monate ihre Kapitalpuffer für Krisenzeiten verbessert (siehe Beistück).

Die übrigen 13 Banken haben nun sechs bis neun Monate Zeit, die Lücken aufzufüllen. Dabei geht es noch um insgesamt zehn Milliarden Euro. Gelingt es den Instituten nicht, das benötigte Kapital aufzubringen, droht im Extremfall die Abwicklung.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat sich zufrieden mit dem Ergebnis des EZB-Stresstests für die inländischen Banken gezeigt: „Die Ergebnisse bestätigen meinen Eindruck, dass die deutschen Banken gut vorgesorgt haben.“ Schäuble wies darauf hin, dass europäische Banken, die nun schnell ihre Kapitallücke schließen müssen, kaum auf Staatsgelder hoffen dürfen. Erst müssten sie ihre eigenen Möglichkeiten nutzen, dann würden Gläubiger und Großanleger herangezogen. „Staatliche Mittel stünden dabei an letzter Stelle“, so Schäuble.