Konzernchef übernimmt die Sparte. Folgen für Hamburg ungewiss.
Amsterdam/Hamburg. Nach schwachen Geschäften mit seinem Bereich Medizintechnik zieht der niederländische Elektronikkonzern Philips die Reißleine. Die weltweite Spartenchefin Deborah DiSanzo muss gehen, wie das Unternehmen mitteilte. Vorstandschef Frans van Houten höchst persönlich übernimmt künftig die Führung des Geschäftsbereichs, der nach einem Konzernumbau mittlerweile für mehr als 40 Prozent des Gesamtumsatzes des Siemens-Rivalen steht.
„Die Leistung in unserer Gesundheitssparte ist enttäuschend“, sagte van Houten. Im zweiten Quartal werde das operative Ergebnis (Ebita) der Medizintechnik mit 220 Millionen Euro geringer ausfallen als erwartet. Zum Teil liege das an Problemen mit einem Werk in Cleveland, in dem Philips nach einer Inspektion der US-Gesundheitsbehörde FDA die Produktion gestoppt hatte.
Die Deutschland-Zentrale in Hamburg wollte sich zu dem Vorgang nicht äußern. Allerdings erwartet das Unternehmen laut dem Konzern nahestehenden Personen nicht, dass die Produktion in der Hansestadt durch den Wechsel an der Spitze des Geschäftsbereichs beeinträchtigt wird. Mehr als 1200 Mitarbeiter stellen unter anderem hochwertige Geräte wie Hightech-Röntgensysteme her. In der Hansestadt ist zudem eines der wichtigsten Forschungszentren für die Medizintechnik des niederländischen Konzerns.
Doch die Branche ist unter Druck und abhängig von den weltweiten Gesundheitssystemen. Die Lage könnte sich sogar noch verschärfen. Asiatische Konzerne wie United Imaging aus China oder Samsung aus Südkorea drängen mit Macht in den Markt. Die beiden Unternehmen locken bereits weltweit Spezialisten und Talente mit hohen Gehältern an. Anbieter wie Philips oder Siemens werden vermutlich neue Konkurrenz bekommen.
Das operative Konzernergebnis liege im zweiten Quartal aber mit rund 400 Millionen Euro im Rahmen der Erwartungen, versuchte van Houten zu beschwichtigen. Auch werde sich das Ergebnis in der Medizintechnik in der zweiten Jahreshälfte verbessern, da die Fabrik in Cleveland im dritten Quartal ihre Produktion allmählich wieder hochfahren werde.
Philips hatte sich in den vergangenen Jahren einer radikalen Schrumpfkur unterzogen. Der Konzern gab das Geschäft mit Unterhaltungselektronik ab und konzentrierte sich auf die Medizin- und die Lichttechnik. Der niederländische Konzern will seine Quartalszahlen am 21. Juli vorlegen.
(mw/stü)