Eine ADAC-Studie belegt: Preise für Super und Diesel sinken zwischen 18 und 19 Uhr auf den Tagestiefstand. Es lohnt sich nicht immer, für günstigeres Benzin einen Umweg in Kauf zu nehmen.

Hamburg. Da hat man gerade das Auto vollgetankt – und fährt eine Stunde später auch schon an einer Tankstelle vorbei, an der der teure Sprit einige Cent günstiger zu haben gewesen wäre. Pech gehabt, könnte man meinen. Doch mit Pech hat das in den meisten Fällen nicht viel zu tun. Denn Spritpreise folgen Tag für Tag einem bestimmten Muster. Wer als Auto- oder auch Motorradfahrer zur richtigen Zeit tankt, kann im Durchschnitt acht bis neun Cent pro Liter sparen, hat der ADAC in einer aktuellen Untersuchung herausgefunden. Auf eine 50-Liter-Tankfüllung gerechnet, beträgt das Sparpotenzial dann bis zu 4,50 Euro. Der Untersuchung zufolge sind Super, Super E10 und Diesel zwischen 18 und 19 Uhr am günstigsten. Frühmorgens wird teuer gestartet, dann fallen die Preise von Stunde zu Stunde, bis sie am frühen Abend ihren Tiefpunkt erreichen. Denn am Morgen legen die Preisabteilungen der Mineralölkonzerne die neuen Preise fest. Über den Tag verteilt unterbieten sie sich dann gegenseitig in Cent-Schritten.

Auch wenn die Preise von Region zu Region unterschiedlich sind und teilweise stark voneinander abweichen: Der grundsätzliche Trend gilt deutschlandweit. Das gilt auch für den Zeitpunkt, an dem Tanken am teuersten ist. Richtig abkassiert wird an deutschen Tankstellen nämlich in der Nacht. Der Grund: „Freie Tankstellen haben meist nur tagsüber geöffnet“, erklärt ADAC-Experte Andreas Hölzel. „Das wird von den ohnehin teureren Markenstationen mit Preisaufschlägen ausgenutzt.“ Wer etwa aus beruflichen Gründen nachts tanken muss, ist daher im Nachteil. Der Rat des Automobilclubs an Autofahrer, die nicht auf bestimmte Tageszeiten festgelegt sind, ist handfest: Natürlich Preise sorgfältig vergleichen – aber vor allem spät nachmittags oder abends tanken, statt nachts oder morgens.

Jüngst haben sich verschiedene Institute und Experten mit dem Mysterium des schwankenden Benzinpreises befasst. Die Ergebnisse zeigen, dass sich das Muster, nach dem die Spritpreise fallen und steigen, verändert hat. Eine ADAC-Untersuchung umfasst den Zeitraum vom 14. September bis 10. Dezember vergangenen Jahres und basiert auf Daten der im September vom Bundeskartellamt ins Leben gerufenen „Markttransparenzstelle für Kraftstoffe“. Nach dem bis zum 30. November laufenden Probebetrieb wurde am 1. Dezember der Regelbetrieb gestartet. „Mehr als 14.000 Tankstellen melden ihre Preisänderungen in Echtzeit an die Markttransparenzstelle“, erklärt Kartellamts-Präsident Andreas Mundt.

Autofahrer sollen so einen umfassenden Überblick über die Preisunterschiede an der Zapfsäule erhalten. „Je mehr Kunden das Instrument nutzen, desto höher wird der Druck auf die Konzerne, wettbewerbskonforme Preise zu setzen“, sagt Mundt. Die Preisangaben werden an Verbraucherinformationsdienste weitergegeben, die vom ADAC, dem „Bundesanzeiger“, der Telekom-Tochter T-Online sowie kleineren Anbietern betrieben werden.

Einer Allensbach-Studie zufolge hat bereits jeder vierte deutsche Autofahrer Benzinpreise von Tankstellen in der näheren Umgebung mithilfe der Angebote der Transparenzstelle verglichen. Weitere 61 Prozent der Autofahrer haben von der Möglichkeit gehört, das neue Angebot aber noch nicht genutzt. Besonders hoch ist die Resonanz bei Männern sowie jüngeren Altersgruppen. Laut Allensbach-Angaben haben bereits 30 Prozent der Männer, aber erst 18 Prozent der Frauen einen Preisvergleich vorgenommen. In der Altersgruppe der unter 30-Jährigen haben bereits vier von zehn Autofahrern das neue Angebot genutzt.

Doch gibt es nicht nur die günstigste Tageszeit zum Tanken – sondern auch den günstigsten Wochentag? Eine Studie des Bundeskartellamts aus dem Jahr 2011 kam zu dem Schluss, dass die Mineralölkonzerne die Preise im Wochenverlauf anheben würden. Demnach seien die Kraftstoffpreise tendenziell montags am günstigsten und würden zum Wochenende hin ansteigen. Laut ADAC-Angaben hat sich das jedoch mittlerweile geändert: Einzig sonntags schwanken die Benzinpreise weniger stark, das Tanken ist in der Nacht also nicht so teuer und abends nicht so günstig wie montags bis sonnabends. Wer unbedingt nachts tanken muss, sollte das also besser am Sonntag machen. Wer weiterhin auf den Montag setzt, um Geld zu sparen, folgt neuesten Daten zufolge keiner Erfolg versprechenden Strategie. Derzeit gibt es keinen besonders günstigen Wochentag mehr zum Tankfüllen.

Tanken nach Tageszeit ist für den Automobilclub daher die neue Faustregel zum Sparen. Allerdings könnte auch das derzeitige Uhrzeitenmuster bald wieder von gestern sein. Denn schließlich schauen sich auch die Preisstrategen der Mineralölkonzerne die Daten der Markttransparenzstelle genau an.

Zu den Sparfüchsen an der Zapfsäule zählt hierzulande das Gros der Autofahrer: Der Allensbach-Studie zufolge achten fast zwei Drittel von ihnen auf den Benzinpreis und entscheiden sich regelmäßig oder zumindest gelegentlich selbst dann für eine günstigere Tankstelle, wenn sie dafür einen Umweg in Kauf nehmen müssen: 33 Prozent tun dies regelmäßig, 29 Prozent entscheiden sich von Fall zu Fall. Die übrigen Autofahrer beachten die Preisunterschiede nicht und steuern immer die nächstgelegene Tankstelle an.

Allerdings lohnt es sich auch nicht immer, für günstigeres Benzin einen Umweg in Kauf zu nehmen – sonst ist am Ende der Mehrverbrauch für die längere Strecke höher als die Ersparnis durch den günstigeren Sprit. Ein Beispiel: Wenn 20 Liter getankt werden sollen, das Auto auf 100 Kilometer sechs Liter Sprit schluckt und das Benzin an der einen Tankstelle um zwei Cent günstiger ist als an der anderen, sollte der Umweg nicht mehr als fünf Kilometer betragen – sonst lohnt es sich schon nicht mehr.

Im Jahr 2013 lagen die Benzinpreise an den deutschen Tankstellen übrigens erstmals seit 2009 wieder unter denen des Vorjahres. Allerdings war 2013 trotzdem das zweitteuerste Tankjahr aller Zeiten. Das zeigt die aktuelle Auswertung des ADAC zu den Kraftstoffpreisen an Markentankstellen und freien Stationen.

Demnach kostete ein Liter Super E10 im vergangenen Jahr durchschnittlich 1,549 Euro. 2012 waren es noch 5,0 Cent mehr (1,599 Euro/Liter). Noch stärker fiel der Preisrückgang bei Diesel aus: Mit 1,420 Euro pro Liter lag der Durchschnittspreis 2013 um 5,8 Cent unter dem aus 2012 (1,478 Euro/Liter). Der Grund für den Preisverfall an der Zapfsäule ist der starke Euro bei gleichzeitig stabilem Ölpreis.