Das Kartellamt zieht dennoch eine erste positive Bilanz des Meldesystems. Der Grund: Immer mehr Autofahrer vergleichen offenbar Preise über App und Internet.

Hamburg. Immer mehr Autofahrer vergleichen die Preise an den Tankstellen, seitdem sie staatlich erhobene Preisdaten auf ihren Smartphones abrufen können. „Wir haben täglich um die 300.000 Abrufe allein über die mobile App“, sagt Steffen Bock, der die Webseite clever-tanken.de betreibt. Das seien rund die Hälfte mehr als vor der Einführung der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe, so der offizielle Name. „Die Aktualität der Daten ist stark gestiegen, die Qualität hat sich verbessert“, sagt Bock.

Auch das Bundeskartellamt zieht eine positive erste Bilanz. „Der Testbetrieb läuft sehr gut“, sagt Präsident Andreas Mundt. „Die gemeldeten Preise kommen binnen Minuten bei den App-Betreibern an.“ Die Angebote würden aus Sicht des Kartellamts gut angenommen. Das werde durch die hohen Downloadzahlen für die Apps und die Besucherzahlen auf den verschiedenen Internetseiten unterstrichen. „Die Nachfrage ist groß“, stellt der Kartellamtspräsident zufrieden fest. Für seine Behörde war die Einrichtung der Transparenzstelle eine Premiere. Bislang seien knapp 14.000 Stationen dem System angeschlossen; es fehlen noch ein paar Hundert.

Momentan ermöglichen sechs Informationsdienste ihren Kunden einen Preisvergleich auf der Basis der offiziellen Daten. Weitere 150 Anträge auf Zulassung als Informationsdienst liegen beim Kartellamt vor. Beim Startschuss am 12.September waren die Preise zunächst nur auf den Webseiten der Infodienste abrufbar, die unter dem Ansturm der Autofahrer zusammenbrachen. Inzwischen sind die Daten zumindest im Probebetrieb auch mobil verfügbar, auf Smartphones, Tablets und Navigationssystemen. Sehr zur Freude der Autofahrer, wie sich aus Internetforen und -kommentaren ablesen lässt. So berichtet User „baurmaic“ in einem Forum von Ersparnissen von mehr als zehn Euro beim Tanken von 60 Litern – dank einer Benzinpreis-App.

Der ADAC hofft darauf, dass noch mehr Autofahrer die Preise genau vergleichen und danach ihr Tankverhalten ausrichten. „Dann wird sich das auch positiv auswirken“, sagt Vereinssprecher Andreas Hölzel. Mehr als 600.000 Autofahrer haben sich die ADAC-Benzinpreis-App schon installiert. Bislang achtet nach verschiedenen Erhebungen nur ein gutes Drittel der Autofahrer bei ihrer Tankentscheidung vor allem auf den Preis. Ähnlich wie der Autoclub sieht es auch Mundt: „Je mehr Autofahrer die Informationsdienste nutzen, um gezielt die preiswerteste Tankstelle in der Umgebung anzufahren, umso höher wird der Druck auf die Anbieter, wettbewerbskonforme Preise zu setzen.“ Laut ADAC sind Preissprünge im Laufe eines Tages nach wie vor enorm. Dass die gegenwärtig relativ moderaten Benzinpreise von durchschnittlich 1,52 Euro für einen Liter E10 und 1,42 Euro für Diesel etwas mit der neuen Preismeldestelle zu tun haben, sei aber nicht erkennbar. Die Preise dürften, da sind sich Mineralölwirtschaft und ADAC einig, auf den stabilen Rohölpreis und den stärkeren Euro zurückzuführen sein. Für ein abschließendes Urteil über die Wirkung der Transparenzstelle auf den Benzinmarkt sei es noch zu früh.