Neuer Chef des Reisekonzerns legt ordentliche Bilanz vor. Hamburger Reedereitochter Hapag-Lloyd bleibt Sorgenkind. Der harte Preiskampf hat Hapag-Lloyd-Chef erneut die Bilanz verhagelt.

Hannover. Der neue Chef der Hannoveraner TUI AG, Friedrich Joussen, hat in den letzten Monaten in Europas größtem Touristikkonzern kräftig für Unruhe gesorgt. So leuchtete es ihm schwer ein, warum TUI-Reisebüros Produkte der Konkurrenz verkaufen. Und auch im Markendickicht des Reisekonzerns konnte und wollte er sich nicht zurechtfinden. Vor einigen Wochen kündigte er an, dass er bald Licht in diesen Dschungel bringen wolle. „Der Konzern hat weit über 200 Marken“, sagte Joussen und mindestens die Hälfte davon sei entbehrlich. Der Konzernchef setzt überall Hebel an, wo sich seiner Ansicht nach in den vergangenen Jahren unnötig komplizierte Strukturen gebildet haben.

Und das Aufräumen läuft offenbar so gut, dass der Aufsichtsrat dem Vorschlag des Vorstands gefolgt ist, bereits für das Geschäftsjahr 2012/2013 wieder Dividende zu zahlen. 15 Cent sollen die TUI-Aktionäre bekommen. Der Reisekonzern hatte zuletzt für das Jahr 2007 eine Dividende gezahlt – damals 25 Cent je Anteilsschein. Eigentlich hatte Joussen angekündigt, erst im Geschäftsjahr 2014/15 wieder Geld an die Aktionäre ausschütten zu wollen.

Wie der Konzern am Mittwoch in Hannover mitteilte, wurde im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2012/13 ein Überschuss von 4,3 Millionen Euro erzielt – nach einem Fehlbetrag von 15,1 Millionen Euro im Vorjahr. Das ist besser als von Analysten vorhergesagt, sie hatten mit einem Verlust gerechnet. Für das neue Geschäftsjahr 2013/14 erwartet der Vorstand einen Anstieg des operativen Ergebnisses (bereinigtes Ebita) um sechs bis zwölf Prozent. Der Umsatz solle um bis zu vier Prozent wachsen. Operativ ist das Jahr sehr viel besser gelaufen als erwartet. Das lässt sich an den Zahlen der britischen Konzerntochter TUI Travel ablesen, die an der Londoner Börse notiert ist und bereits vor einer Woche ihre Bilanz vorgelegt hat. Dank der Reiselust von Deutschen und Briten hat TUI Travel, die der deutschen TUI AG gut zur Hälfte gehört, ihr eigenes Gewinnziel übertroffen.

Das um Wechselkurseffekte bereinigte operative Ergebnis stieg im Ende September abgeschlossenen Geschäftsjahr 2012/13 um 13 Prozent auf 555 Millionen Pfund (umgerechnet 662 Millionen Euro), wie die Tochter des TUI-Konzerns vor einer Woche bereits mitgeteilt hatte.

TUI-Travel-Chef Peter Long hatte bereits im August wegen der großen Nachfrage nach Reisen sein Gewinnziel nach oben hochgesetzt. Long ist zudem sehr zufrieden, dass der Start ins neue Jahr gut gelaufen ist, 60 Prozent der Winterreisen sind bereits verkauft. Auch Deutschland-Chef Christian Clemens hat sich sehr gut geschlagen. Er steigerte bei fast gleichbleibendem Umsatz den Gewinn merklich, obwohl gleichzeitig das Alltagsgeschäft kräftig umorganisiert wurde.

Der Erfolg der Deutschen mag auch dazu geführt haben, dass ihr Einfluss bei TUI Travel ab 2014 deutlich größer werden wird. Wie der Konzern bereits vor einigen Tagen mitgeteilt hatte, wird der Verantwortungsbereich von Clemens erweitert, zudem rücken mit Henrik Homann (CFO) und Oliver Dörschuck (COO) gleich zwei weitere Manager der TUI Deutschland ins britische Board auf.

Im sogenannten Mainstream Board bündelt der Konzern unter Führung des Skandinaviers Johan Lundgren sein gesamtes sogenanntes Volumengeschäft, also die stark standardisierten Angebote für Strandurlaub. Dörschuck bleibt Touristikchef der TUI Deutschland und wird in Personalunion im Mainstream Board das Thema „Customer Experiences“ verantworten. Henrik Homann, kaufmännischer Geschäftsführer und Arbeitsdirektor der TUI Deutschland, übernimmt zum Jahresbeginn innerhalb des Boards zudem die Verantwortung für alle Fluggesellschaften im Konzern. Er baut ein internationales Flottenmanagement auf, um in diesem kostenintensiven Geschäftsbereich möglichst große Synergien zu erzielen. TUI Travel war 2007 aus der Fusion von First Choice Holidays und der Tourismussparte Thomson des deutschen TUI-Konzerns hervorgegangen.

Sehr viel schlechter sieht es bei der Hamburger Containerschifffahrtslinie Hapag-Lloyd aus, an der die TUI AG immer noch einen Anteil von 22 Prozent hält. Die Container-Reederei, an der neben der Stadt Hamburg auch noch der Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne Anteile hält, soll nach mehrere gescheiteren Anläufen im kommenden Jahr an die Börse gebracht werden. Der harte Preiskampf in der unter Überkapazitäten leidenden Branche hat Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt erneut die Bilanz verhagelt. Wegen tiefroter Zahlen zum Jahresstart steckt das Unternehmen nach den ersten drei Quartalen (zum September 2013) in der Verlustzone. Mit 56 Millionen Euro fällt das Minus allerdings um 40 Prozent geringer aus als ein Jahr zuvor.