Aldi verfügt über ein solides finanzielles Polster. Auch nach Tod von Theo Albrecht glauben Experten nicht an eine Änderung der Strategie.

Hamburg. Die Albrechts galten schon immer als Unternehmer mit Weitblick. Die Brüder Theo und Karl haben in Deutschland vor 50 Jahren nicht nur die Welt der Discounter erfunden und damit die Einkaufskultur hierzulande revolutioniert. Sie haben auch frühzeitig an die Absicherung ihres Lebenswerks gedacht und dieses auch tatsächlich geregelt.

So brachte der jetzt verstorbene Theo Albrecht sein Vermögen für Aldi Nord schon 1975 in eine eigenes gegründete Markus-Stiftung ein, deren Ziel es ist, "die von den Stiftern aufgebaute Unternehmensgruppe zu erhalten, zu fördern und auszubauen". Das Tagesgeschäft wird seit Jahren von dem Manager und Generalbevollmächtigten Hartmuth Wiesemann, 65, geführt. Dieser ist seit 51 Jahren für Aldi tätig, stand dem Firmenpatriarchen zeitlebens loyal zur Seite und wird den Discounter wohl auch weiterhin leiten. Die beiden Albrecht-Söhne Berthold und Theo sitzen wiederum im Verwaltungsrat.

Aldi Nord gibt keine Auskunft zu seiner künftigen Strategie

Sicher ist auch: An der seit Jahrzehnten gepflegten Unternehmensphilosophie der Verschwiegenheit wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Auf die Frage nach der künftigen Strategie von Aldi Nord mit seinen rund 50 000 Beschäftigten, hieß es gestern nur: "Dazu sagen wir nichts." Eine Antwort, die der Discounter regelmäßig auf Anfragen von Journalisten gibt. Aldi spricht einfach nicht gerne über sein Unternehmen, Aldi handelt.

Unter Handelsexperten gilt Aldi auch nach dem Tod von Theo Albrecht als gut aufgestelltes Unternehmen. Mit 9000 Läden und 47,4 Milliarden Umsatz ist der Konzern Europas größter Discounter. In Deutschland hat die von Karl Albrecht geführte Gruppe in Süddeutschland, Aldi Süd, zwar sowohl bei Umsatz (siehe Tabelle) und Ertrag die Nase leicht vor Aldi Nord. So erzielte Aldi Süd im Jahr 2008 eine Rendite vor Steuern von 4,5 Prozent, während Aldi Nords Rendite nur 3,3 Prozent betrug, wie aus Pflichtveröffentlichungen hervorgeht. Dennoch steht fest, dass Aldi Nord finanziell höchst solide ausgestattet ist. "Aldi Nord hat bis heute keinerlei Verbindlichkeiten", hebt das Unternehmen in seiner Todesanzeige für Theo Albrecht hervor.

Trotzdem dürfte der Kampf im Lebensmittelhandel hart bleiben - und den Platzhirschen zu immer neuen Ideen zwingen. Während Aldi bundesweit fast flächendeckend vertreten ist, setzen die Konkurrenten Lidl, Penny und Netto weiter auf Expansion. Gleichzeitig stößt der Discountermarkt in Deutschland an seine Grenzen. Nach jahrelangen Zuwächsen sank der Marktanteil der Discounter dieses Jahr erstmals um ein Prozent auf 44 Prozent, während die Vollsortimentsupermärkte wie Edeka oder Rewe zulegen konnten. "Der Discountermarkt hat den Sättigungsgrad erreicht", sagt der Geschäftsführer des EHI Handelsforschungsinstituts, Michael Gerling. Die Folge ist ein seit Jahren dauernde Preiskampf um Kunden und Marktanteile. Manche Marktbeobachter werfen Aldi Nord vor, weniger kreativ zu agieren als Aldi Süd. So wurde beispielsweise die Zahlung mit EC-Karte erst im Süden eingeführt, später zog Aldi Nord nach. Vor Kurzem startet Aldi Süd in seinen Filialen Brötchenbackautomaten, im Norden dagegen noch Fehlanzeige.

Günstige Kostenstruktur ist für Erfolg von Discountern entscheidend

"Während Konkurrenten mit ihren Sortimenten experimentieren, hält Aldi Nord am stärksten am klassischen Discounterkonzept fest", sagt Susanne Eichholz, Expertin der Kölner Informationsberatung für den Handel (IBH). Und der Erfolg gibt Aldi Nord recht: "Das Konzept funktioniert." Der Handelsforscher Matthias Queck vom Institut Planet Retail sieht in dem kleineren Angebot sogar einen Vorteil. "Die Sortimentsbeschränkung ist das Kernprinzip der Discounter. Wer nur eine statt zehn Buttersorten anbietet, kann größere Mengen bei seinen Lieferanten abnehmen und damit bessere Preise erzielen." So ist es durchaus üblich, dass Discounter nur rund 1500 Produkte in den Regalen haben, während es bei Supermärkten 15 000 sind. "Die Kostenstruktur und damit die Effizienz ist bei einem Discounter am wichtigsten", meint Queck. Und Aldi Nord sei Meister darin, an der Kostenschraube zu drehen. Auch Gerling vom EHI sagt anerkennend: "Aldi Süd gilt zwar als innovativer, doch Aldi Nord hat die Preise am besten in Griff und damit die Preishoheit."

Handelsexperten erwarten auch nach dem Tod des Firmengründers keinen grundlegenden Strategiewechsel. Weiteres Wachstum sieht Queck vor allem im Ausland, wo das Unternehmen unter anderem in den Benelux-Ländern, Frankreich, Spanien, Polen sowie in den USA vertreten ist. Hierzulande sieht Gerling trotz des harten Wettbewerbs keine Gefahr: "Aldi ist die Instanz in Deutschland."