Schnelle Einigung vor Gericht: Streik wird bis zum 8. März ausgesetzt. Aber jetzt droht das Kabinenpersonal mit Warnstreiks.

Hamburg. Im Streit zwischen der Lufthansa und ihren Piloten ist es gestern Abend zu einer überraschenden Wendung gekommen: Die Fachgewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat sich bereit erklärt, den Streik vorerst bis zum 8. März auszusetzen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Zuvor hatte der Kranichkonzern mit einem Eilantrag vor dem Arbeitsgericht Frankfurt versucht, den Streik verbieten zu lassen. Die Richterin Silke Kohlschitter regte jedoch an, dass die Tarifpartner möglichst schnell und ohne Vorbehalte ihre Verhandlungen wieder aufnehmen. Zwar endete der Streikaufruf der VC nun vorerst um Mitternacht. Nach Angaben der Lufthansa bleibt aber heute und möglicherweise auch noch in den nächsten Tagen ein Notflugplan bestehen - es sei nicht möglich, so schnell wieder auf den Normalbetrieb überzugehen. Am Montag waren wegen des Streiks bei Europas größter Fluggesellschaft rund 900 Flüge ausgefallen, mehr als 4000 Piloten waren zum Ausstand aufgerufen.

Mit dem bisherigen Verlauf des Arbeitskampfs und der Beteiligung der Piloten daran zeigte sich die Gewerkschaft sehr zufrieden. "Aus unserer Sicht ist das ein durchschlagender Erfolg", sagte VC-Sprecher Jörg Handwerg, der selber Flugkapitän ist, dem Abendblatt. Dies zeige sich schon daran, dass die Lufthansa nicht einmal ihren Notfallplan ohne Einschränkungen umsetzen konnte.

Handwerg räumte ein, dass der Ausstand längst nicht bei allen Passagieren auf Verständnis stieß: "Natürlich haben wir auch kritische Stimmen gehört. Persönlich kann ich das nachvollziehen, aber wir brauchen diese Streiks als Machtmittel gegen die Kapitalseite." Anders als bei den drei Streiktagen im Frühjahr 2001 geht es den Piloten diesmal nicht primär um mehr Geld. Stattdessen will die VC durch tarifvertragliche Regelungen verhindern, dass der Konzern immer mehr Flüge auf Tochtergesellschaften und Beteiligungen mit niedrigeren Pilotengehältern verlagert.

Die Lufthansa dagegen beteuert, man sei den Piloten schon weitgehend entgegengekommen: "Wir sind bereit, Arbeitsplatzsicherheit bis Ende 2012 vertraglich festzuschreiben", sagte Firmensprecher Patrick Meschenmoser dem Abendblatt. "Wir kehren an den Verhandlungstisch zurück, sobald die VC auf unerfüllbare und rechtlich unzulässige Forderungen wie die Ausweitung des deutschen Tarifvertragsrechts auf Auslandstöchter verzichtet." Der Lufthansa-Sprecher wies auch das Argument der Pilotengewerkschaft, es würden immer mehr Flüge ausgelagert, entschieden zurück: "Das ist nicht so und es ist auch nicht geplant. Wir haben im Gegenteil seit dem Jahr 2001 im Geltungsbereich des Konzerntarifvertrags fast 20 Prozent mehr Stellen im Cockpit geschaffen."

Unterdessen drohen der Lufthansa nun auch noch Arbeitsniederlegungen des Kabinenpersonals. Der Konzern habe die Vorschläge für "maßvolle und verantwortungsvolle Tarifverträge" bislang ignoriert, teilte die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) mit. "Wir werden notfalls durch mehrere Warnstreiks klarmachen, wer wir sind und wie man mit uns besser nicht umgeht", hieß es von der Fachgewerkschaft. Ihr geht es um einen Inflationsausgleich beim Gehalt durch einen Festbetrag und um eine Begrenzung der maximalen Wochenarbeitszeit auf 40 Stunden.

Auch bei der Fluggesellschaft British Airways (BA) droht Ungemach: Das BA-Kabinenpersonal stimmte gestern mit einer Mehrheit von 80 Prozent für einen Streik. Den Mitarbeitern geht es um die Sicherung ihrer Jobs und bessere Arbeitsbedingungen. Ebenso dürfte es in Frankreich in den nächsten Tagen zu Behinderungen im Flugverkehr kommen. Die Gewerkschaften riefen die französischen Fluglotsen landesweit zu mehrtägigen Streiks auf.