Die Verkaufsversuche sind gescheitert. Die Händler hoffen. Was Autobesitzer der Kultmarke jetzt wissen sollten.

Hamburg. Der amerikanische Automobilkonzern General Motors (GM) sieht keine Zukunft mehr für seine schwedische Tochtermarke Saab. Nachdem mehrere Verkaufsversuche gescheitert sind, soll Saab vom Jahresende an abgewickelt werden. Die 3400 Mitarbeiter erhalten ihre Kündigungen von Januar an.

"Wir sind sehr enttäuscht. Viele von uns haben in den vergangenen Monaten hart an einer Lösung gearbeitet", sagte Saab-Konzernchef Jan-Åke Jansson.

GM ist nach eigenen Angaben weiterhin offen für einen Bieter, sucht aber nicht mehr aktiv nach einem neuen Eigentümer für Saab. "Wir werden eng mit Saab zusammenarbeiten, um das Geschäft in verantwortlicher und geregelter Weise abzuwickeln", erklärte GM-Europachef Nick Reilly am Freitag.

Enttäuscht sind vermutlich auch viele Saab-Besitzer in Norddeutschland. "Hamburg gilt traditionell als Hochburg des Saab", sagt Masoud Etehad, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses in Halstenbek. Etehad, der seit 30 Jahren die Automarke im Norden verkauft, glaubt noch nicht an ein endgültiges Ende von Saab. Möglicherweise sei der Beschluss nur ein weiterer Schritt in dem Verhandlungsmarathon. Die Käufer habe die Insolvenz von Saab bisher wenig geschreckt, so Etehad: "Erst heute habe ich noch einen Kombi verkauft."

Auch der Hamburger Händler Peter Bollbuck berichtet von einer starken Verbundenheit der Käufer mit der Marke: "Es wird noch viele Saab-Freunde geben, die sich jetzt noch einen Wagen sichern werden." Existenziell gefährdet die beiden Händler der Niedergang nicht, sie haben noch andere Marken im Sortiment.

GM, zweitgrößter, Automobilkonzern der Welt, steht in Europa vor einer desaströsen Bilanz. Im November war nach fast einjährigem Ringen der geplante Verkauf von Opel an den Automobilzulieferer Magna und die russische Sberbank gescheitert. Wie GM Opel nun sanieren will und welche Mittel der öffentlichen Hand dafür benötigt werden, ist völlig offen. Opel hat, ebenso wie Saab, jahrelang Verluste geschrieben. Geplatzt waren Verkaufsverhandlungen von GM über Saab mit dem schwedischen Sportwagenhersteller Königsegg und mit dem niederländischen Unternehmen Spyker Cars. Teile der Technologie und der Anlagen hatte GM unabhängig davon an den staatlichen chinesischen Autokonzern BAIC verkauft.

Für Saab-Besitzer ergeben sich nach Darstellung von Experten durch das Ende des Unternehmens keine Probleme. Das Abendblatt dokumentiert wichtige Fragen und Antworten.

Bleibt die gesetzliche Gewährleistungspflicht für Saab-Autos noch bestehen?

Grundsätzlich ja. Die Gewährleistung ist eine gesetzliche Pflicht, die Autohändler in den ersten beiden Jahren etwa für Sachmängel an Autos übernehmen. Schwierig könnte es nur werden, wenn die Händler nicht mehr an Ersatzteile herankommen, sagt Volker Lempp vom Auto Club Europa (ACE).

Besteht auch weiter die Garantie auf Saab-Autos?

GM hat zugesichert, weiter für die Autos der Marke Saab zu garantieren, auch wenn der schwedische Hersteller abgewickelt wird. Die Garantie gilt über den Zeitraum der Gewährleistungspflicht hinaus meist für mehrere Jahre und wird vom Hersteller abgegeben - nicht vom Händler. Laut ACE ist davon auszugehen, dass etwaige Garantieleistungen bei Problemen mit Saab-Autos von den bisherigen Saab-Händlern erbracht werden, die nach dem Aus von Saab auch künftig weitere GM-Marken anbieten.

Gibt es weiter Ersatzteile?

GM hat zugesagt, eine ausreichende Versorgung sicherzustellen. "Viele Ersatzteile werden auch von Zulieferern produziert", sagt der Hamburger Händler Peter Bollbuck. Einen Engpass befürchtet der Händler nicht. Allerdings ist noch unklar, ob GM die Teile selbst weiter fertigen wird oder von einem Autoteilezulieferer in Lizenzfertigung herstellen lässt. Laut ACE wäre auch Letzteres denkbar. Dem Klub zufolge haben Autohändler grundsätzlich die Pflicht zur Beschaffung von Ersatzteilen. Werden diese aber nicht mehr gefertigt, sind auch den Händlern die Hände gebunden.

Wer repariert künftig Saab?

Viele heutige Saab-Händler, die meist auch andere Marken führen, dürften auch künftig die Wagen reparieren. Grundsätzlich könne jede Fachwerkstatt Autos reparieren, sagte Bollbuck, wenn sie die Werkzeuge und Geräte dazu haben.