Rüsselsheim. Opel in Deutschland wird aufgewertet: Der Mutterkonzern General Motors (GM) verlegt seine Europazentrale von Zürich nach Rüsselsheim. "Wir wollen damit die Marke Opel und den Standort stärken", sagte ein Firmensprecher. Nach dem Verkauf von Saab wolle sich der US-Konzern in Europa nun auf seine Tochter Opel, die ihren Stammsitz in Rüsselsheim hat, sowie die Marke Chevrolet konzentrieren. Die Standortentscheidung wird von Branchenkennern als Reaktion von GM auf die öffentliche Kritik an dem Gezerre um die Opel-Zukunft gesehen.

Erst Anfang November hatte der wieder erstarkte US-Konzern entschieden, seine deutsche Tochter zu behalten und nicht an den Zulieferer Magna zu verkaufen. GM will seine Tochter nun aus eigener Kraft sanieren.

Das Opel-Stammwerk südwestlich von Frankfurt ist mit rund 15 600 Mitarbeitern das Herz von Opel. Hier läuft der neue Mittelklassewagen Insignia vom Band. In Rüsselsheim ist zudem das Internationale Entwicklungszentrum (ITZ) angesiedelt. Daneben hat Opel in Deutschland noch Werke in Bochum, Kaiserslautern und Eisenach.

Mit dem Umzug könnte Opel auch Punkte sammeln, um die Bundesregierung zu besänftigen. Auch wenn GM widersprüchliche Signale zu möglichen Staatshilfen aussendet, glauben Experten nicht, dass der US-Konzern die Opel-Sanierung ohne Hilfe des Staates schaffen wird. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle bekräftigte in der "Bild am Sonntag" allerdings, GM könne höchstens finanzielle Unterstützung von den Ländern mit Opel-Standorten erwarten. "Wenn diese Ministerpräsidenten die finanziellen Möglichkeiten haben, Hilfen aus ihren Haushalten zu geben, dann ist das ihre freie Entscheidung", sagte Brüderle. Für die Bundesregierung sagte er, dass es keine Hilfen für die Sanierung von Opel geben werde. Die Sanierung wird nach Angaben des Opel-Aufsichtsrates und IG-Metall-Chefs von Hessen, Armin Schild, teurer als von GM bislang genannt. Statt der geplanten drei Milliarden Euro koste die Restrukturierung mindestens sieben Milliarden Euro, sagte Schild der "Wirtschaftswoche".

Der Umzug der rund 150 GM-Mitarbeiter aus Zürich hat bereits begonnen und soll bis Jahresende abgeschlossen sein. Dort bleibt dann nur noch die Verwaltung der GM-Tochter Chevrolet sowie von Opel Schweiz. Seit Mitte der 80er-Jahre hatte der Konzern seine Europazentrale in der Alpenrepublik. Der Betriebsrat begrüßte die GM-Entscheidung zum Umzug. "Das ist eine logische Konsequenz und eine Hommage an den Standort Rüsselsheim", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz.

Der Betriebsrat erneuerte seine Forderung nach einer Umwandlung der Adam Opel GmbH in eine Aktiengesellschaft, damit der Autobauer mehr Eigenständigkeit erhält. Dies hatte GM-Chef Fritz Henderson bei seinem Besuch in der vergangenen Woche in Rüsselsheim aber bereits abgelehnt und gesagt: "Ich bin mir einfach nicht sicher, ob das (die AG) der richtige Weg ist, um erfolgreich zu werden."