Grüner Technologie soll an der Elbe die Zukunft gehören. Ein Umschlag im Hafen von 25 Millionen Containern ist bis zum Jahr 2025 geplant.

Hamburg. Zweiter Hafengipfel in Hamburg: Die Diskussion mit rund 100 Experten seit Juli hat die Wirtschaftsbehörde gestern mit einem Treffen im Rathaus abgeschlossen. Jetzt sollen die Vorschläge für die Strategie des wichtigsten Wirtschaftszweigs der Stadt im Hafenentwicklungsplan festgezurrt werden. Immerhin hängen vom Umschlag auf den Hafen-Terminals bis zu 160 000 Arbeitsplätze ab. Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) zog gestern im Kuppelsaal ein optimistisches Fazit der vier Workshops: "Ich bin von den Ergebnissen der Gespräche mit Firmen und Verbänden begeistert."

Trotz der Konkurrenz des Tiefwasserhafens in Wilhelmshaven, der im Sommer 2012 in Betrieb gehen wird, und der noch nicht abgeschlossenen Diskussion über die Elbvertiefung ist Horch sicher, dass der Hafen weiter wachsen wird. "Wir rechnen für den Zeitraum bis 2025 mit einem durchschnittlichen Umschlagszuwachs von sechs Prozent, wobei das Plus in den kommenden Jahren zunächst höher ausfallen wird", sagte auch Wolfgang Hurtienne, Geschäftsführer der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA), dem Abendblatt. Um das Potenzial von bis zu 25 Millionen Standardcontainern (TEU) nutzen zu können, das das Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logisitk (ISL) für 2025 für möglich hält, müssten jedoch neue Eisenbahn- und Autobahnverbindungen gebaut werden. "Wir brauchen die Y-Trasse für Güterzüge von Hannover nach Bremerhaven und Hamburg und die Hafenquerspange als Verbindung zwischen A 1 und A 7", sagte Hurtienne. Für 2011 wird ein Umschlag von neun Millionen TEU erwartet.

Allein auf den Umschlag will sich Horch aber nicht mehr verlassen. "Wir dürfen uns nicht auf das Containerzählen beschränken", sagte er. Vielmehr soll im Hafen künftig mehr Industrie angesiedelt werden. Dabei denkt der Senator vor allem an innovative Betriebe für erneuerbare Energien, Speichertechnologien oder aus der Elektromobilität. "So könnten im Hafen künftig etwa Batterien in Elektroautos eingesetzt und im Anschluss getestet werden", sagte Hurtienne. Erste Gespräche mit Interessenten führt die HPA bereits.

Auch die Strategie zu einem "grünen Hafen" spielt für die Zukunft eine wichtige Rolle. "Der Klimaschutz durch umweltfreundliche Technologien auf Seeschiffen soll sich nicht nur beim Hafengeld auswirken. Er ist auch eine entscheidende Komponente für die Wettbewerbsfähigkeit eines Hafens", sagte Horch. Hintergrund dafür ist, dass Hafenkunden wie Reeder oder Speditionen immer mehr Wert auf umweltgerechte Transportketten legen. Konkret prüft die HPA derzeit den Bedarf und die Voraussetzungen dafür, Frachter mit schwefelfreiem Flüssiggas zu versorgen. Dazu gibt es Gespräche mit der Reederei Aida Cruises, die ihre Flotte mit Landstrom versorgen will.

Die Diskussion über die Vertiefung der Elbe war in den vier Workshops zur Hafenentwicklung ausgeklammert, weil auch die Umweltverbände Nabu, BUND und WWF teilnahmen. Die Chancen, den Fluss für die weltgrößten Frachter auszubaggern, schätzte Horch gestern optimistisch ein. "Wir erwarten den Bescheid von der EU in den kommenden Wochen, sodass wir mit den Arbeiten Anfang 2012 beginnen könnten." Ob Umweltschützer jedoch gegen die Vertiefung vor dem Bundesverwaltungsgericht klagen werden, ist offen.

Unterschiedliche Auffassungen herrschen zudem über den Ausbau der Terminals im Hafen. Während die Handelskammer den künftigen Central Terminal Steinwerder (CTS) in die Planungen einbezogen haben will, warnt die Gewerkschaft Ver.di vor Überkapazitäten im Umschlag. "Wir fordern ein abgestimmtes Vorgehen, damit der Wettbewerb auch mit Wilhelmshaven nicht zum Schaden aller ausgeht", sagte Ver.di-Landeschef Wolfgang Rose. Auf dem neuen Terminal könnten erste Flächen laut HPA 2020 in Betrieb genommen werden. Auch das CTS soll künftig nicht allein für den Containerumschlag, sondern auch für die Industrie und als Logistikzentrum genutzt werden.

Der Entwurf für den Hafenentwicklungsplan soll bis zum Jahresende bei der HPA vorliegen. Nach dem Senat soll sich bis zur Jahresmitte die Bürgerschaft damit befassen. Den Dialog mit der Verbänden will Horch fortsetzen. Er plant ein Zukunftsforum für den Hafen. Darin sollen auch die Experten der Umweltverbände gehört werden.