Weltmarke The North Face eröffnet Laden im Hanse-Viertel, Globetrotter plant Filiale in HafenCity. Auch Online-Händler drängen ins Geschäft.

Hamburg. Noch hält sich der Weltmarktführer demonstrativ bedeckt. "Hör niemals auf, die Welt zu entdecken", steht in Englisch auf dem zugeklebten Schaufenster im Hamburger Hanse-Viertel. Mehr ist nicht zu sehen von dem neuen Shop des Outdoor-Herstellers The North Face, der Mitte November hier eröffnen soll. Auf 250 Quadratmetern wird es dann wetterfeste Jacken, Wanderschuhe, Mützen und Handschuhe zu kaufen geben.

Das neue Geschäft ist Teil einer Expansionsoffensive, mit der die US-Marke, die weltweit mehr als eine Milliarde Euro Umsatz pro Jahr erzielt, nun auch den Norden Deutschlands für sich erschließen möchte. Acht Markenshops von The North Face gibt es bereits in der Bundesrepublik. "Unser Plan ist es, bis zum Sommer 2012 drei weitere Geschäfte zu eröffnen", sagt der für Deutschland verantwortliche Manager Michael Austermühle. Dabei handelt es sich um sogenannte Partnerstores, die wie das Geschäft in der Hansestadt von Franchisenehmern geführt werden.

+++ Unternehmer kaufen ganzes Harz-Dorf +++

Mit den eigenen Geschäften greift The North Face frontal den Hamburger Outdoor-Händler Globetrotter an, der bisher die Produkte der Amerikaner neben vielen anderen Marken in den eigenen Geschäften führt. "Wir sehen die Zunahme der Markenshops ausgesprochen kritisch", sagt Globetrotter-Chef Andreas Bartmann, dem Abendblatt. "Dadurch, dass immer mehr Hersteller ihre Produkte in eigenen Geschäften anbieten, geht uns ein Teil des Umsatzes verloren." Neben The North Face sei auch der Schweizer Outdoor-Hersteller Mammut dabei, sein Filialnetz in Deutschland auszuweiten. Die Eidgenossen wollen bis Jahresende nach eigenen Angaben zehn bis elf Geschäfte in der Bundesrepublik haben.

Mit Deutschlands größtem Outdoor-Hersteller Jack Wolfskin war Globetrotter vor Jahren noch eine Kooperation eingegangen und führt seitdem neben den sieben eigenen Filialen auch einen Markenshop des Produzenten am Rathausmarkt. "The North Face hatte uns ebenfalls eine Zusammenarbeit angeboten, die wir aber abgelehnt haben", sagt Bartmann. Das Geschäft habe nicht in das Portfolio von Globetrotter gepasst. Zudem müsse man aufpassen, dass sich die Anbieter in der Hansestadt nicht gegenseitig kannibalisierten.

Globetrotter selbst plant derzeit neben dem Hauptstandort in Barmbek noch eine weitere Filiale im Überseequartier der HafenCity. Sie soll sich unter dem Motto Tor zur Welt vor allem an Touristen wenden. Ein Eröffnungstermin steht allerdings noch nicht fest. Außerhalb der Hansestadt haben die Hamburger in diesem Frühjahr in München ein neues, großes Geschäft eröffnet, das mit Kanubecken, Klettertunnel und Kältekammer zum Testen von Trekking-Kleidung die Kunden zum Kaufen verführen soll. Im Frühjahr kommenden Jahres will das Unternehmen zudem in Frankfurt in ein größeres Haus umziehen.

Die zunehmende Konkurrenz schmerzt Globetrotter und andere Händler auch deshalb, weil die Bäume im einst boomenden Geschäft mit Allwetterjacken oder Zelten nicht mehr in den Himmel wachsen. Auf 1,8 Milliarden Euro taxiert Europas größter Sporthändlerverbund Intersport den gesamten Outdoor-Markt in Deutschland. Doch während Intersport im vergangenen Jahr noch ein Plus von 18 Prozent verbuchte, musste man im Outdoor-Segment in der ersten Hälfte 2011 ein Minus von drei Prozent hinnehmen.

Einerseits waren dafür die Wetterkapriolen mit einem zu milden Winter und hochsommerlichen Temperaturen im April verantwortlich, die Wanderer eher zu T-Shirts als zu regendichter Kleidung greifen ließen. Doch die Entwicklung zeigt auch, dass langsam eine Marktsättigung eintritt. "Outdoor wird weiter auf hohem Niveau bleiben, zweistellige Wachstumsraten sehen wir aber nicht mehr", sagt Intersport-Sprecher Roland Scheuermeyer. Vor allem mit wetterfesten Jacken hätten sich viele Kunden mittlerweile eingedeckt.

Zu schaffen macht den klassischen Outdoor-Händlern auch, dass immer mehr branchenfremde Firmen in das Geschäft einsteigen. So verkauft beispielsweise der Internethändler Zalando - bislang vor allem durch seine marktschreierische Schuhwerbung bekannt - seit Kurzem Rucksäcke, Schlafsäcke oder Stirnlampen für Alpinisten. Auch der weltgrößte Online-Händler Amazon hat mittlerweile ein großes Sortiment an hochalpiner Kleidung und Ausrüstung im Programm.

Aufseiten der Produzenten sind es vor allem die großen Sportartikelkonzerne Adidas und Puma, die nach mehreren vergeblichen Anläufen in dem Geschäft Fuß fassen wollen. So kündigte erst kürzlich der neue Puma-Chef Franz Koch an, innerhalb der nächsten fünf Jahre im Outdoor-Segment einen dreistelligen Millionenumsatz erzielen zu wollen. Dem gebürtigen Lübecker schwebt dabei allerdings weniger die Ausstattung von Wanderern, sondern mehr die von Seglern und anderen Wassersportlern vor.