Rating-Agentur droht Geldinstituten wie der Deutschen Bank mit Herabstufung. S & P bewertet Spanien schwächer

Hamburg. Angesichts der Schuldenkrise in Europa wächst am Finanzmarkt der Druck auf führende Banken. Die Geldinstitute könnten durch einen Schuldenschnitt etwa für Griechenland stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Rating-Agentur Fitch drohte am Freitag unter anderem deshalb einigen der weltgrößten Banken, ihre Bonität herabzustufen. Zu den Instituten zählt auch die Deutsche Bank.

Fitch kritisierte, dass die Institute wegen ihrer großen Abhängigkeit vom Kapitalmarktgeschäft von den Schwankungen an den Märkten zu sehr in Mitleidenschaft gezogen würden. "Zudem ist es wegen der Komplexität ihrer Geschäftsmodelle und der Anfälligkeit für besondere Risiken schwer zu durchschauen, wie hoch ihre Verluste wären, die sich bei unerwarteten Ereignissen schnell anhäufen könnten", heißt es.

Betroffen sein könnten davon neben der Deutschen Bank auch die britische Bank Barclays, die Schweizer Crédit Suisse, die französischen Institute BNP Paribas, Société Générale und Crédit Agricole sowie die US-Banken Morgan Stanley und Goldman Sachs. Zu den beiden US-Banken sagte Fitch-Geschäftsführer Joo-Yung Lee: "Sie sind besonders betroffen, weil sie weniger breit aufgestellt sind als ihre Rivalen unter den großen Investmentbanken." Das Rating der Landesbank Berlin (LBB) und der BerlinHyp stufte Fitch am Freitag von A+ auf AA- herab. Grund dafür sei, dass die LBB nicht mehr dem Land Berlin, sondern den Sparkassen gehöre. Auch die Schweizer UBS wurde von A+ auf A heruntergestuft. Die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank entwickelten sich schwächer als der Markt.

Unterdessen wächst das Risiko durch die Überschuldung der südeuropäischen Staaten weiter. Nach der Rating-Agentur Fitch stufte auch Standard & Poor's (S & P) die Kreditwürdigkeit von Spanien herab. Die Agenturen bewerten das Land nun mit der vierthöchsten Note AA-, einer nur noch guten Bonität. Bei S & P besaß das Land vorher ein leicht besseres AA.

Die Herabstufung vom späten Donnerstag erhöht den Druck auf Spanien. Denn je schlechter die Kreditwürdigkeit, desto höhere Zinsen werden für die Aufnahme neuer Schulden fällig.

"Wir sehen gestiegene Risiken für Spaniens Wachstumsperspektiven aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit, den angespannteren finanziellen Bedingungen, dem immer noch hohen Niveau der Verschuldung im privaten Sektor und einem wahrscheinlichen wirtschaftlichen Abschwung bei Spaniens wichtigsten Handelspartnern", begründete S & P in London den Schritt.

Die angespannte Lage beflügelt erneut die Diskussion über eine bessere Ausstattung der Geschäftsbanken mit Eigenkapital. Jean-Claude Juncker, Euro-Gruppenchef und Ministerpräsident von Luxemburg, drohte, die Institute müssten notfalls dazu verpflichtet werden, sich von der öffentlichen Hand helfen zu lassen. "Wo Rekapitalisierungsbedarf besteht, müssen wir rekapitalisieren", sagte Juncker. Nach Plänen der EU sollen sich die Banken am Markt frisches Kapital besorgen. Gelingt dies nicht, sollen ihnen Kapitalerhöhungen aufgezwungen werden.

Professor Rudolf Hickel von der Universität Bremen plädiert für eine Zwangskapitalisierung mit gleichzeitiger Teilverstaatlichung in dem Ausmaß wie staatliche Finanzhilfen benötigt werden, wenn sich die Banken das Kapital nicht von ihren Aktionären besorgen können. "Dividenden und Boni dürfen dann die Banken nicht mehr zahlen", sagte Hickel dem Abendblatt. Klar sei allerdings, dass aufgrund der Schuldenlage in Griechenland der Druck auf viele Institute weiter steigen werde: "Nachdem deutlich geworden ist, dass der Rettungsfonds ESFM keine Probleme lösen, sondern nur Zeit kaufen kann, brauchen wir einen Schuldenschnitt von mindestens 50 Prozent für Griechenland", sagte Hickel. Das werde bei einer Reihe von Banken zu einem neuen Kapitalbedarf führen. Einige Banken können durch den Schuldenschnitt unter die notwendige Kernkapitalquote von acht Prozent rutschen. Die Ansteckungsgefahr eines Schuldenschnitts für Griechenland auf andere Länder wie Spanien oder Italien hält Hickel indes für gering. "Die USA haben zu Beginn der Finanzkrise mit einem solchen staatlichen Rekapitalisierungsprogramm gute Erfahrungen gemacht."

Ein höheres Eigenkapital für die Geschäftsbanken forderte auch Professor Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanzzentrums: "Die Banken müssen krisenfester gemacht werden, daran führt kein Weg vorbei", sagte Gerke dem Abendblatt. "Gleichzeitig müssen auch Finanzinstitutionen außerhalb des Bankensystems wie Hedgefonds stärker reguliert werden." Statt stiller Einlagen der Staaten plädiert auch Gerke für echte Beteiligungen. "Für den Staat, also den Steuerzahler, müssen bessere Bedingungen als beim letzten Mal ausgehandelt werden, damit sich diese Rettung auch auszahlt."