Änderungen im Programm: Hamburger Reiseveranstalter bietet künftig auch mehr Hotels in den Emiraten an. 50 Stellen in der Zentrale abgebaut.

Hamburg. Georg Welbers kommt gerade aus dem Sommerurlaub. Türkei, mit der ganzen Familie. Kraft schöpfen für die Aufgaben, die vor ihm liegen. Den Umzug von Köln nach Duvenstedt. Und den neuen Job. Sein Reiseziel hat Welbers nicht von ungefähr gewählt, auch die neue Heimat im Norden der Hansestadt ist nicht nur Tribut an die schöne Gegend mit viel Natur, nein, Welbers ist seit Kurzem Geschäftsführer von Öger Tours in Hamburg.

Vor einem Jahr, im Juli 2010, hatte Thomas Cook die Verträge zur Übernahme des Hamburger Konkurrenten unterzeichnet. Es endete eine Ära, in der Vural Öger sein Unternehmen von einem kleinen Büro für Heimflüge türkischer Gastarbeiter in den 60er-Jahren zu einem der größten Reiseanbieter für das Land am Bosporus gemacht hatte. Es endete auch die Zeit von Öger Tours als Familienunternehmen, in der der 69-Jährige, stets im Maßanzug und mit Einstecktuch, einen charismatisch-patriarchalischen Führungsstil pflegte und sich das Unternehmen angesichts einer fast oligopolistischen Struktur auf dem deutschen Reisemarkt mit Tourismusriesen wie TUI und Rewe immer schwerer tat, den Gästen kostengünstige Reisen anzubieten, ohne selber rote Zahlen zu schreiben.

"Wir liegen heute bei Öger Tours in allen Bereichen deutlich über unseren Erwartungen", äußerte sich gestern Georg Welbers in Hamburg zum Geschäft des Unternehmens, ohne allerdings Details nennen zu wollen, denn Zahlen zu den einzelnen Tochtergesellschaften gibt die börsennotierte Thomas-Cook-Gruppe nicht heraus. So zufrieden der Konzern mit Sitz in Oberursel mit seiner Akquisition sein dürfte, so schwer war die Integration für die Mitarbeiter in Hamburg. Von den zuvor 110 Beschäftigten arbeiten heute nur noch 60 vor allem auf den Vertrieb spezialisierte Mitarbeiter in der Zentrale. 25 Entlassungen musste Thomas Cook aussprechen. Die übrigen Mitarbeiter auf Doppelfunktionen wie Buchhaltung oder Personal gingen in Altersteilzeit oder wechselten nach Oberursel.

Während die Veränderungen für die Beschäftigten damit abgeschlossen sind, erwarten die Kunden von Öger Tours einige Neuerungen im Programm. Die von Öger erst in den vergangenen Jahren ausgeweiteten Fernziele wie die Karibik werden ersatzlos gestrichen. Dafür rücken Destinationen rund um das Mittelmeer in den Fokus. "Öger wird unser Anbieter für das östliche Mittelmeer", sagte Welbers. "Wir streben eine Entwicklung vom Türkei-Spezialisten zum Türkei- und Orientspezialisten an." In der Folge können die Kunden mit Ziel Ägypten im kommenden Winter zwischen 100 Hotels wählen, was einer Verdoppelung des Angebots entspricht. In den Vereinigten Arabischen Emiraten ist die Zahl der Hotels bei Öger sogar von zehn auf 89 gewachsen, neu im Orientkatalog tauchen der Oman und Jordanien auf.

Auch das besondere Renommee von Öger Tours bei den Landsleuten des Firmengründers, der aus Ankara stammt, will Thomas Cook bewahren. Immerhin tragen türkisch-deutsche Kunden bei Öger 40 Prozent zum Umsatz bei. "Wir werben in türkischen Medien und haben einen Öger-Spot für das türkische Fernsehen gedreht", sagte Welbers.

Neben den Anstrengungen des Unternehmens im Marketing beflügelt die politische Lage in Ägypten und Tunesien das Geschäft. "Wegen der Unruhen in Nordafrika haben sich Reiseströme nach Spanien und in die Türkei verlagert", sagte Welbers. Allerdings wachse die Türkei "in erster Linie aus eigener Kraft", sie überzeuge immer mehr Gäste auch wegen fairer Preise. Im Schnitt werden Ägypten-Reisen in diesem Winter bei Öger wegen der anhaltenden Zurückhaltung der Gäste drei Prozent günstiger, die Türkei legt dagegen um drei Prozent zu, bietet aber immer noch Chancen für Schnäppchenjäger. So bietet Öger eine Woche Urlaub im Drei-Sterne-Hotel mit Blick auf Langzeitgäste schon für 199 Euro inklusive Flug an, die Verlängerungsnacht ist für weniger als zehn Euro zu haben.

Aber auch die Reisenden, die eigentlich schon alles gesehen haben, will Öger noch einmal überraschen: Ab diesem Winter bietet der Katalog auch Skireisen in die türkische Berge. "Echt schneesicher auf Höhen von 2200 bis über 3000 Metern", warb gestern Deniz Öger, der als Einziger der Öger-Familie, er ist der Neffe von Vural Öger, noch in dem Unternehmen beschäftigt ist. Der Senior wechselte in den Aufsichtsrat der Thomas Cook AG, Nina Öger verwirklichte sich ihren Traum und ging zurück in die Heimat ihres Vaters: Sie managt in Istanbul eine Agentur für die Reisebetreuung der Gäste. Ihr größter Kunde ist Öger Tours.