Die “Chemie“ mit dem Großaktionär Salzgitter stimmt nicht. Der 55-jährige Bernd Drouven verlässt Aurubis und ist nun auf Jobsuche.

Hamburg. Noch vor gut einer Woche hat er mit der Übernahme eines britischen Unternehmens Hamburgs Kupferhütte Aurubis zum weltweit größten Kupferhersteller und -verarbeiter gemacht. Jetzt gab er überraschend bekannt, dass er den Konzern verlässt. Bernd Drouven, 55, geht zum Jahresende auf eigenen Wunsch. Selbst der Aufsichtsrat war offenbar überrascht von dem einsamen Entschluss des Managers, denn einen Nachfolger kann das Gremium noch nicht präsentieren.

Nach Informationen des Abendblatts muss der Aurubis-Chef lange mit sich gerungen haben. Der Manager war unzufrieden - nicht mit seiner Aufgabe bei der Hamburger Kupferhütte -, aber mit seinem Großaktionär Salzgitter AG. Drouven fühlte sich zunehmend zermürbt, von langen Besprechungen und darauf folgenden nur zögerlichen Entscheidungen des ehemals staatlichen Stahlkonzerns aus Salzgitter, der inzwischen rund 23 Prozent an der Hamburger Kupferhütte hält.

Auch die Übernahme des Bereichs Walzprodukte der weltweit tätigen Unternehmensgruppe Luvata am Feitag vor einer Woche hätte er gern früher unter Dach und Fach gebracht. Aber immer wieder gab es weiteren Beratungsbedarf seitens des größten Aurubis-Aktionärs. Salzgitter-Sprecher Bernd Gersdorff wollte sich am Freitag zu den Vorgängen in Hamburg nicht äußern. Er verwies auf den Aufsichtsrat von Aurubis. Und der "bedauert" die Entscheidung des Chefs, wie das Gremium unter seinem Vorsitzenden Ernst Wortberg schriftlich mitteilte. Jetzt wird ein Nachfolger gesucht. Er kann aus dem Untenehmen kommen oder auch von einem anderen Konzern.

Drouven hat zwar noch keinen neuen Job gefunden. Bei eventuellen Bewerbungsgesprächen kann er aber mit einer positiven Bilanz seiner Tätigkeit bei dem Kupferkonzern auftrumpfen. So hat er als erster Mann im Konzern den übernommenen belgischen Wettbewerber Cumerio erfolgreich integriert und gleichzeitig die Versuche des österreichischen Investors Mirko Kovats zur feindlichen Übernahme der Hamburger Hütte gemeinsam mit dem Aufsichtsrat abgewehrt. Aurubis hieß damals noch Norddeutsche Affinerie und wurde im April 2009 in den lateinischen Begriff für rotes Gold umbenannt. Der Manager schiffte auch das 6000 Mitarbeiter starke Unternehmen mithilfe der Kurzarbeit zudem ohne Entlassungen durch die Finanzkrise und machte den Konzern schließlich zum Weltmarktführer. Da die hohe Nachfrage nach Kupfer aus der Automobil- und Elektronikindustrie sowie der Energiewirtschaft die Weltmarktpreise für den Rohstoff auf Rekordstände getrieben hat, konnte der bald ausscheidende Chef im Geschäftsjahr 2009/10, das am 31. Oktober endete, sogar verkünden, dass der Konzern seinen Gewinn auf rund 193 Millionen Euro vervierfacht hat.

Drouven ist seit zehn Jahren in dem Unternehmen und seit Anfang des Jahres 2008 Vorstandsvorsitzender. Er ist nicht der erste Chef, der das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlässt. Schon sein Vorgänger Werner Marnette warf im November 2007 das Handtuch, nachdem er sich mit dem Aufsichtsrat wegen der Strategie bezüglich des Übernahmeversuchs von Investor Kovats überworfen hatte. Marnette hielt es für sinnvoller, den Österreicher in das Unternehmen einzubeziehen und so unter Kontrolle zu haben, während der Aufsichtsrat dies komplett blockierte.

Die Entscheidung damals war schwierig, aber nachdem das Bundeskartellamt den Einstieg von Kovats in Hamburg erschwerte, erwies sich die Strategie des Kontrollgremiums im Nachhinein als richtig. Bernd Drouven, damaliger Finanzchef der Kupferhütte, wurde Nachfolger von Marnette, erst kommissarisch und dann ab 2008 als Vorstandsvorsitzender. Jetzt wirft er das Handtuch. Die Beschäftigten warten nun ab, wer die Chance ergreifen und den Posten von dem scheidenden Aurubis-Chef übernehmen wird.