Verband warnt vor Abwanderung heimischer Unternehmen. Politik sagt Unterstützung zu

Berlin. Deutsche Unternehmen haben erste Probleme mit der Rohstoffversorgung. "Die Rohstoffklemme ist punktuell bereits da", sagte gestern der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Werner Schnappauf. So erhalte der BDI aus der Solarbranche Meldungen, dass die sogenannte Seltene Erde Lanthan nicht mehr frei verfügbar sei. Als Folge könnten Solarzellen nicht mehr im Umfang der Nachfrage produziert werden. China habe zuvor den Export dieses Stoffes gedrosselt, der als Versiegelungsmaterial in der Fotovoltaikindustrie zum Einsatz kommt.

Die Rohstoffversorgung sei nicht länger allein eine Frage, die den Beschaffungsabteilungen der Unternehmen zufalle, sondern ein geopolitisches Thema, sagte BDI-Präsident Hans-Peter Keitel zur Eröffnung des BDI-Rohstoff-Kongresses in Berlin. "Die Lage hat sich nicht verbessert, sondern verschlechtert", so Keitel. Es bestehe die Gefahr, dass "unsere produzierenden Industrien dort hingehen, wo es die Rohstoffe vor Ort gibt".

In Hamburg spüren Firmen vor allem drastische Preisanstiege bei einigen Rohstoffen aufgrund der deutlich höheren Nachfrage aus China und Fernost. "Der Kupferpreis hat sich im Verlauf der vergangenen zwei Jahre nahezu verdreifacht", sagte die Sprecherin von Europas größter Kupferhütte, Aurubis, dem Abendblatt.

Internationale Kooperation zur besseren Rohstoffversorgung

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) und der Generaldirektor der Welthandelsorganisation (WTO), Pascal Lamy, verlangten eine Kooperation auf internationaler Ebene zur Sicherstellung der Versorgung. "Mehr Schlagkraft haben wir mit einem gemeinsamen internationalen Auftritt", sagte Brüderle auf dem Kongress. Am besten wäre es, "wenn wir uns bei der WTO auf Regeln verständigen könnten, um ein Mindestmaß an Wettbewerb auf den weltweiten Rohstoffmärkten zu sichern". Die EU habe erst kürzlich wegen der Exportbeschränkungen auf Rohstoffe ein WTO-Verfahren gegen China eingeleitet. "Wir warten gespannt auf das Ergebnis dieses Verfahrens", sagte Brüderle.

Auch die G20-Staaten würden sich auf ihrem Treffen in gut zwei Wochen in Seoul mit der Rohstoffsicherung befassen. Dabei dürften nicht nur Spekulationsgeschäfte und Preisschwankungen auf der Tagesordnung stehen. Dies gehöre zu den wichtigen Themen der französischen G20-Präsidentschaft, so Brüderle. Der Minister sicherte der Wirtschaft eine verstärkte politische Flankierung zu. Doch vorrangig bleibe die Rohstoffversorgung Aufgabe der Unternehmen.