Der DAX steigt. Und was machen Hamburger Aktien? Experten sehen bei einigen Papieren Potenzial nach oben, andere stoßen an ihre Grenzen.

Hamburg. Nach einem gescheiterten Anlauf in dieser Woche hat es diesmal geklappt: Der Deutsche Aktienindex (DAX) hat gestern die Marke von 7000 Punkten überwunden. In den vergangenen zwölf Monaten hat das Börsenbarometer um 21 Prozent zugelegt.

Auch für die Aktien Hamburger Unternehmen war es bisher ein sehr gutes Jahr. So kletterte der 25 Titel umfassende Haspax um knapp 20 Prozent. Für die im Vergleich zu den Standardwerten geringfügig schlechtere Entwicklung sorgten unter anderem die Papiere von Freenet, die um 23 Prozent an Wert verloren, viel stärker als die in der gleichen Branche tätige Telekom im DAX. Positiv wirkte dagegen, dass unter den Börsenwerten der Hansestadt keine großen Geldhäuser sind - wie die Deutsche Bank und die Commerzbank, die unter der Euro-Krise litten.

Das Abendblatt fragte Experten nach den Perspektiven von fünf Hamburger Aktien aus dem DAX und dem Mittelwerte-Index MDAX.

Beiersdorf Die Aktie des Kosmetikkonzerns, Hamburgs einziger DAX-Wert, ist über die letzten zwölf Monate praktisch nicht vorangekommen. "Das Unternehmen wächst langsamer als die großen Wettbewerber wie etwa L'Oreal", sagt Jörg Philipp Frey, Branchenspezialist beim Privatbankhaus M.M. Warburg & Co. "Bei Beiersdorf liegt ein vergleichsweise hoher Anteil des Geschäfts in Europa und damit auch in einigen Ländern, die sich schwächer entwickeln." Zudem bremse der aktuelle Umbau des Produktportfolios die Umsätze - eine Maßnahme, die Zeit erfordert: "Ich erwarte, dass sich das Wachstum erst gegen Ende 2011 wieder deutlich beschleunigen kann", so Frey. Noch ein Faktor belaste das Papier: "Beiersdorf ist eine der am höchsten bewerteten Aktien in ihrem Sektor." Frey empfiehlt, den Titel zu "halten", und sieht das Kursziel bei 50 Euro.

Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) ist nach Einschätzung von Oliver Drebing, Analyst bei SRH AlsterResearch, derzeit in sehr guter Verfassung: "Es boomt einfach in China", davon habe der Börsenkurs des Unternehmens stark profitiert. Auch langfristig gesehen habe die HHLA gute Perspektiven. Aber der Anstieg der Aktie habe einen erheblichen Teil der Erholung des Welthandels bereits vorweggenommen. "Ich erwarte nicht, dass sich der Kurs in den kommenden Monaten besser entwickelt als der Aktienmarkt insgesamt", sagt Drebing. Dazu tragen nach seiner Auffassung auch Belastungsfaktoren wie die Überkapazitäten bei den Seehäfen und der daraus resultierende Preisdruck sowie die Unsicherheiten rund um die Elbvertiefung bei. Drebing nennt ein Kursziel von 40 Euro.

Fielmann ist aus Sicht von Christian Hamann, Analyst der Haspa, ein "ultrasolides Unternehmen" mit einem "moderaten und stetigen Wachstum". Deutschlands führender Anbieter unter den Optikern gewinne immer noch Marktanteile hinzu und habe auch in schwachen Konjunkturphasen nicht enttäuscht. Doch die Aktie habe ihr Potenzial schon "ziemlich ausgereizt" und sei mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von mehr als 20, bezogen auf den für 2011 erwarteten Ertrag, nicht mehr wirklich preiswert. Selbst von einem Boom des privaten Konsums werde Fielmann nur unterdurchschnittlich profitieren. So hat das Papier Hamanns Kursziel von 71 Euro bereits erreicht.

Aurubis Die Aktie von Hamburgs Kupferhütte wurde in diesem Jahr beflügelt vom Anstieg des Kupferpreises und der "ganz hervorragenden Nachfrage" nach dem Metall, erklärt Drebing. Einen Abschwung erwartet er auf absehbare Zeit nicht: "Auch die Technologien der kommenden Jahre werden Kupfer benötigen." Längerfristig dürfte außerdem stützend wirken, dass in Südamerika im Jahr 2012 neue Kupferminen in Betrieb gehen sollen: "Das bringt die Hütten in eine bessere Verhandlungsposition." Auf Sicht der nächsten Monate habe die Aurubis-Aktie das Potenzial, sich positiv vom Gesamtmarkt abzusetzen, meint Drebing: "Das nächste Etappenziel liegt bei 45 Euro."

Deutsche Euroshop Der auf Einkaufszentren spezialisierte Immobilieninvestor kann auf eine erfreuliche Kursentwicklung zurückblicken. Das liegt aus Sicht von Hamann nicht zuletzt an der regionalen Verteilung des Geschäfts: "14 der 18 Einkaufscenter des Unternehmens liegen in Deutschland - und hier läuft die Konjunktur im europäischen Vergleich sehr gut." Dies nähre die Hoffnung, dass in der Folge höherer Umsätze auch die Mieten steigen, die der Einzelhandel an die Deutsche Euroshop zahlt. Der Aufschwung der Branche bringe aber auch einen Belastungsfaktor mit sich: "Weitere Zukäufe werden schwieriger, weil die Preise dieser Immobilien steigen." Zwar sei die Deutsche Euroshop sehr solide finanziert und deren Aktie ein Titel mit einer attraktiven Dividendenrendite. Das Papier sei jedoch inzwischen "schon fast fair bewertet" und habe das Kursziel von 28,50 Euro nahezu erreicht.