Umweltschutz ist in: Modehersteller wie H&M, C&A oder Otto setzen stärker auf nachhaltigen Anbau. Adidas stellt Produktion bis 2018 um.

Hamburg. Wer die Verlautbarungen der führenden Textilfirmen in den vergangenen Monaten verfolgt hat, könnte meinen, eine gesamte Branche habe sich dem Umweltschutz verschrieben. Gestern kündigte Adidas, der zweitgrößte Sportartikelanbieter der Welt aus dem bayerischen Herzogenaurach, eine grüne Offensive an: Bis 2018 will der Konzern ausschließlich Baumwolle verwenden, die gemäß den Kriterien der "Better Cotton Initiative" nachhaltig angebaut wurde.

Wie viele Kleidungsstücke und wie viel Tonnen Baumwolle davon betroffen sind, wird allerdings nicht preisgegeben - viele Adidas-Produkte haben einen hohen Polyesteranteil. "Mit unserem Engagement möchten wir zu nachhaltigen Verbesserungen in der Baumwollproduktion beitragen - zugunsten der Anbauer von Baumwolle, der Umwelt und der Konsumenten", sagte Vorstandschef Herbert Hainer. Die Adidas-Gruppe hatte "Better Cotton" 2005 gemeinsam mit Unternehmen wie Gap, H&M, Ikea und Oxfam ins Leben gerufen. Ziel ist, beim für Mensch und Umwelt höchst problematischen Baumwollanbau weniger Pestizide und Wasser zu verwenden sowie die Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Mit dieser Ankündigung folgt Adidas dem Trend, die eigene Öko-Bilanz aufzupolieren und so die Konsumenten für sich zu gewinnen. Auch die schwedische Modekette H&M hat angekündigt, bis "spätestens 2020" sämtliche Baumwolle aus nachhaltigen Quellen zu beziehen - also aus Initiativen wie "Better Cotton", recycelter Baumwolle oder reiner Bio-Baumwolle. Der Anteil von Letzterer soll sogar von Jahr zu Jahr um 50 Prozent erhöht werden. Die Hamburger Versandhandelsgruppe Otto hat mit der Stiftung "Cotton made in Africa" eine ähnliche Initiative wie Adidas gegründet und sich zum Ziel gesetzt, das Angebot an Textilien aus nachhaltiger Produktion "kontinuierlich" auszuweiten. An konkreten Zielen und weiteren Projekten werde derzeit noch getüftelt, heißt es aus dem Konzern mit Hauptsitz in Wandsbek.

Die Kunden honorieren den grünen Anstrich offenbar. "Wir spüren eine deutlich gestiegene Nachfrage", heißt es bei H&M zum Absatz der Öko-Kollektion "Organic Cotton". Im April kommt eine weitere Textilreihe aus nachhaltigem Material auf den Markt. Adidas erhofft sich sogar gewaltige Umsatzsprünge: Bis 2015 soll der Umsatz von zwölf Milliarden Euro auf 17 Milliarden Euro steigen, der Gewinn soll laut Prognosen noch schneller wachsen.

Branchenexperten betrachten die Ankündigungen der Konzerne allerdings mit Vorsicht. "Wenn sich ein Unternehmen wirklich engagieren will, sollte es auf Bio-Baumwolle setzen, die vollständig ohne Pestizide angebaut wird", kritisiert Kirsten Brodde, Autorin des Buchs "Saubere Sachen". Bislang hat rein biologische Baumwolle nur einen minimalen Anteil am Weltmarktvolumen von einem Prozent - wenn auch mit steigender Tendenz.

Als Vorzeigeunternehmen in Sachen Öko-Textilien gilt das Billigmode-Unternehmen C&A. Die Düsseldorfer haben sich zum weltweiten Marktführer gemausert: Im vergangenen Jahr gingen dort 26 Millionen Kleidungsstücke aus zertifizierter Bio-Baumwolle über die Ladentische - 13 Prozent der gesamten Baumwollkollektion.